Samstag, 9. Januar 2016

Silvester in Köln: Verwundbarkeit

Dunja Hayali hat am 5. Januar um 23:15 einen Post bei Facebook veröffentlicht:
https://de-de.facebook.com/DunjaHayali/posts/933252126729288

"schade das sie nicht eine der frauen von köln in der silvesternacht waren, vielleicht hätte Ihnen das mal die augen geöffnet."

Bäng. Wieder so eine Nachricht. In meinem persönlichen Postfach. Um mir WAS zu sagen, David Riesberger? Dass Sie sich wünschen, ich wäre begrapscht, verhöhnt und beklaut worden? Schönen Dank auch. Gewalt gegen Frauen ist Alltag. Männer tun das Frauen ständig an. Auf jede erdenkliche Art. Sind Sie anders? Wie diese Männer in Köln, die das Dunkel ausnutzen, um Frauen zu belästigen, zu erniedrigen und zu beschmutzen, schreiben Sie mir einfach so, einfach so einen Satz in mein ganz persönliches Postfach. Und wenn ich Ihr Profil aufrufe, dann sehe ich NICHTS. Alles leer. Zeigen Sie mir Ihr Gesicht! Ich will Sie sehen. Ich will wissen, wer mich angreift. Sind Sie ein weißer, deutscher Mann? Selbst wenn, aber auch wenn nicht, mir ist es nämlich egal, ob sie schwarz, weiß, Christ, Muslim oder buntgestreift sind, denn es macht keinen Unterschied. Also wer gibt Ihnen das Recht, einer Frau Angst einzujagen? Gewalt gegen Frauen bleibt Gewalt gegen Frauen. Ob Sie das machen, Herr Riesberger, oder irgendein anderer Mann. Oder glauben Sie, Sie dienen einer höheren Sache? Deutsche Frauen beschützen? Oder gleich unser ganzes Land beschützen? Beschützen Sie mich auch? Das tun Sie nicht. Kann ich ja lesen. Diese Doppelmoral ist unerträglich. Warum tun Sie mir das an? Weil ich universelle Werte verteidige? Oder weil ich eine Frau bin, deren Eltern zufällig nicht in Deutschland geboren sind? Das kann ich mir jetzt wohl aussuchen. Beides ist erschreckend.

Die Vorgänge in Köln, Hamburg, Stuttgart sind kein Auswuchs einer speziellen Kultur. Die Vorgänge sind ein Fall für die Polizei und die Staatsanwaltschaft. Das, was passiert ist, ist unerträglich und gehört vor Gericht. Egal welche Männer. Egal welche Frauen. Egal ob diese Frauen einen Minirock oder einen Schleier tragen. Egal ob auf dem Münchner Oktoberfest, in der U-Bahn oder auf dem Bahnhofsvorplatz in Köln. Gewalt gegen Frauen ist so normal, ist so alltäglich, dass nur noch selten echte Empörung aufkommt. Nun ist sie da. Aber vor allem, weil diese Gewalt eine neue Dimension und damit einen Neuigkeitswert erreicht hat. Und es ist in der Tat beängstigend: Männer schließen sich in Horden zusammen, organisiert oder nicht, um gemeinsam auf die Jagd zu gehen. Da muss man keine Frau sein. Die Angst kann jeder nachfühlen, ob Frau, Mann, jung, alt, schwul oder sonst was. Und ich darf wie jede andere Bürgerin und jeder andere Bürger dieses Landes erwarten, dass ich vor solchen Übergriffen geschützt werde. Ebenso dürfen Schutz Suchende, die sich hier völlig legal aufhalten, von diesem Land erwarten, dass sie nicht von Waffenträgern, Feuerlegern oder anderen Gewalttätigen bedroht werden. Worte können auch schwer verletzen. Das ist kein Kavaliersdelikt. Wir sind alle gleich. Verwundbar. Wer beschützt uns vor Ihnen, Herr Riesberger?
dh

Wolfgang Suer:
"Hallo Dunja ich (83) habe faast alle meist lange Artikel zum Thema Flüchtling von ihnen gelesen. Aber noch keinen über die Verbrechen in und um den Kölner Hauptbahnhof. Gehen ihnen die Worte aus???????"

Nein, aber vielleicht darf man erst denken und dann schreiben?!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen