Dienstag, 12. Januar 2016

Rassismus und Sexismus (6/7)

Was ist unsere Identität?

Eine Frau überwindet den Rassismus:
https://www.youtube.com/watch?v=pBQ8SPlDOVo

Ich habe das Video bereits unzählige Male gesehen. Diese schwarze Frau ist so stark. Und ich liebe sie aus ganzem Herzen! Sie traut sich, vor einem überwiegend weißen Publikum und vor laufender Kamera in die Abgründe ihrer eigenen Seele zu schauen. Es sind diese Abgründe, die uns alle als Menschen verbinden. Lasst uns in diese Abgründe schauen und wir verlieren alle die Rasse, das Geschlecht, unsere Identität, die Geschichte, die wir bisher über uns erzählt haben. Und wir können erkennen, dass wir wählen können, welche Geschichte wir uns über uns erzählen wollen.

In jeder Gedankenwelt sind grundsätzlich alle Samen vorhanden und somit auch ein rassistischer Same. Jetzt gilt es, diesen Anteil zu erkennen und zu beobachten, welche Gefühle eine gedankliche Barriere zwischen mir und der anderen Person auslöst. Wenn ich mit geschlossenen Augen vor einem Menschen stehe, ist da erst mal keine Trennung. Erst die Geschichte, die ich mir über diesen Menschen erzähle, baut die Trennung auf. Lasst uns von den Blinden lernen! Denn sie sind oft die wahrhaft Sehenden unter uns! Ihr Gehör und ihr Tastsinn ist geschärft. Und sie sind die Mutigen! Sie können nur dann ein glückliches Leben führen, wenn sie lernen, zu vertrauen. Sie sind existentiell darauf angewiesen, dass die Menschen um sie herum, ihre Behinderung nicht ausnutzen.

Das, was gerade in den Sozialen Netzwerken abläuft, sehe ich als eine brandgefährliche Mischung aus Rassismus und Sexismus.

Wohlgemerkt: Meine virtuelle Burka will ich noch nicht ablegen, weil ich im Moment Angst habe vor den Kommentaren und möglichen weiteren Reaktionen der Männer, die meinen, „unsere Nation“ und „unsere Frauen“ schützen zu müssen und sich gerade in Stimmung schreiben.

#koelnhbf
#koelnbhf
#koeln
#cologne
#silvester
#einearmlaenge
#aufschrei
#ausnahmslos

Das, was ich dort lese, ist nicht das Land, in dem ich leben möchte. Nein. Und nochmals Nein!

Und ich habe aktuell auch Angst vor Männern, die mich als Frau und meine Kultur nicht respektieren.

Liebe Frauen, liebe Männer, lasst uns für ein Leben in gegenseitigem Respekt eintreten! Ob auf der Straße oder im Internet! Und ich hoffe, dass mir niemand die virtuelle Burka wegreißt, bevor ich mich stark genug dazu fühle, sie eigenhändig abzulegen.

Es gibt viele Männer, die uns eine reale oder virtuelle Burka anziehen wollen. Und diese Männer haben alle Hautfarben, die wir uns nur vorstellen können. Und ja, es gibt auch Frauen, die anderen Frauen eine Burka anziehen wollen. Ich selbst habe mich bei dem Gedanken ertappt, dass die Frau, die da besoffen und leicht bekleidet Neujahr morgens um 4 Uhr in der U-Bahn saß, doch dumm sei und es provozieren würde, wenn Männer sich komisch verhielten. Erst nachdem ich diesen Satz hinterfragt habe, wurde mir klar, dass das nicht stimmt! Diese Frau macht einfach nur das, was all die Männer sich frei herausnehmen: Sie hat über ihren Durst getrunken und dann war ihr einfach alles egal. Wenn ein Mann aus sexueller Begierde die eine Armlänge Abstand nicht halten kann, trägt der Mann die volle Verantwortung für sein Handeln! Der Mann macht den Übergriff. Und das muss klar sein.

Ach ja, und während ich so schreibe, fällt mir ein weiteres Beispiel ein. Ich habe für eine gewisse Zeit in Aachen an einem Institut gearbeitet. Mein Chef war ein deutscher, blonder, blauäugiger, verheirateter Familienvater. Ich kannte ihn bereits aus dem politischen Umfeld. Ich fand ihn sympathisch. Und nicht mehr. Genau dieser Mann meinte, mir eines Tages über den Nacken streicheln zu müssen, als er mir am Computer etwas erklärte. Er drückte seine Beine an meine. Ich bin erschrocken und ausgewichen. Ob er es noch mal versucht hat, weiß ich nicht mehr. Wir haben nicht darüber gesprochen und ich erzähle diese Geschichte heute zum ersten Mal. Bisher habe ich geschwiegen. „Da ist doch nichts passiert.“ war der Gedanke. Und doch ist da etwas passiert. Er hat eine Grenze überschritten und die Situation ausgenutzt. Wenn ein Chef eine Mitarbeiterin anfasst, ohne dass sie das in irgendeiner Weise will, dann ist das ein sexueller Übergriff. Punkt.

Und ja, ich hatte auch Begegnungen mit schwarzen Männern, die es mal versuchten, obwohl ich von meiner Seite aus kein Interesse hatte.

Die erste Begegnung, an die ich mich erinnere, war ein Sprachaustausch in Montpellier. Wir wohnten in einem Studentenwohnheim. Es gab einen schwarzen Studenten, der mich ansprach und mich zu einem Kaffee einlud. Ich lehnte ab. Dieser Mann sagte dann zu mir: „Belle mais bête.“ Das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen: Ich bin doch nett! Und ich bin doch nicht rassistisch! Also ging ich schließlich doch auf seine Einladung ein. Er machte einen sehr leckeren Kaffee und er setzte sich mir gegenüber. Beim Erzählen setzte er seine Hände zur Untermalung ein und berührte mit ihnen immer wieder wie zufällig meine Beine. Es wurde mir unangenehm. Er sagte, dass ich jetzt wohl Angst hätte, dass er aufstehen und die Tür verschließen könnte. Da sagte ich ihm, dass ich zum Mittagessen verabredet sei. Ich stand auf und ging. Aus dieser Erfahrung habe ich gelernt: Gehe auf keine Einladung ein, nur um nett zu sein! Gehe nur dann auf eine Einladung ein, wenn Du Vertrauen hast.

Es gab ähnliche Begegnungen mit Männern verschiedener Hautfarbe. Sexismus ist grenzenlos. Und definitiv nicht auf einzelne Kulturen beschränkt. Das Gleiche gilt wohl auch für Rassismus.

Bob Marley - Redemption Song
http://rainbop.blogspot.de/2010/01/emancipate-yourselves-from-mental.html

Georges Moustaki - le metéque
http://rainbop.blogspot.de/2009/11/georges-moustaki.html

En Vogue - Free Your Mind
http://rainbop.blogspot.de/2016/02/en-vogue-free-your-mind.html

Prince Ea - I Am NOT Black, You are NOT White.
https://www.youtube.com/watch?v=q0qD2K2RWkc

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Alle Beiträge zu Silvester 2015/2016:
Sexismus und meine eigene Burka (1/7)
Männlichkeit und Stärke (2/7)
Frauen und Kinder (3/7)
Krieg und Frieden (4/7)
Kommunikation (5/7)
Rassismus und Sexismus (6/7)
Die Eingeborenen (7/7)

Kommentare (19)

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    schrieb am 12.01.2016 um 17:00
    Zu Deinem Zitat:

    >Das, was ich dort lese, ist nicht das Land, in dem ich leben möchte.
    Nein.
    Und nochmals Nein!>

    Da ich meine Gefühle gerne in Musik wiederfinde, ist dieser Song vielleicht auch etwas für Dich:

    https://duckduckgo.com/?q=die+toten+hosen+das+ist+auch+mein+land+anstalt&t=ffhp&ia=videos&iai=KaJI02F_7h8
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    schrieb am 17.01.2016 um 08:38
    Ich habe ein Lied gefunden, das ich zu der Thematik passend finde.
    Den Link zum Video habe ich am Ende des Textes ergänzt.

    Nina Simone - Don't Let Me Be Misunderstood
    https://www.youtube.com/watch?v=9ckv6-yhnIY
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    schrieb am 15.03.2016 um 00:39
    Und noch ein Lied...

    „Ich bin ein Fremder
    den man hasst
    und dessen Schnauze dem nicht passt
    der darin sieht
    was er nicht fand.“

    Georges Moustaki - le metéque
    http://rainbop.blogspot.de/2009/11/georges-moustaki.html
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    schrieb am 26.03.2016 um 10:41
    „Emanzipiert euch von geistiger Sklaverei;
    Niemand außer uns selbst kann unseren Geist befreien.“

    Bob Marley - Redemption Song
    http://rainbop.blogspot.de/2010/01/emancipate-yourselves-from-mental.html

    „Befreie Deinen Geist und der Rest wird folgen
    Sei farbenblind, sei nicht so oberflächlich“

    En Vogue - Free Your Mind
    http://rainbop.blogspot.de/2016/02/en-vogue-free-your-mind.html
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    schrieb am 01.02.2016 um 12:44
    Dave Davis spricht mit Ingo Appelt über Toleranz:
    https://www.youtube.com/watch?v=6IpUOtgGm9I&t=8m45s
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    schrieb am 17.02.2016 um 23:39
    taz: Sexualisierte Gewalt gegen Frauen
    http://www.taz.de/Sexualisierte-Gewalt-gegen-Frauen/!5278539/

    "Beim Kampf gegen den importierten Sexismus könnte man sich auch linke Lösungen vorstellen: Mehr Integrationskurse. Frauenförderung. Gleichstellungsprojekte. Eine Wertedebatte im Islam. Und: Endlich einen Vergewaltigungsparagrafen, der seinen Namen verdient.

    Dafür brauchen die Linken aber den Mut, die Ursachen zu benennen. Im Moment überlassen sie die Debatte den Hardlinern – und das Handeln den Rechtsextremen. [...] Für uns Opfer sexueller Gewalt könnte die Lage kaum schlimmer sein. Wir werden rechts instrumentalisiert – und links liegen gelassen."

    Ahmad Mansour ist seit 2007 Gruppenleiter des Berliner Antigewalt-Projekts HEROES:
    http://www.heroes-net.de/heroes/projektbeschreibung.html
    https://de-de.facebook.com/HEROES-Gegen-Unterdr%C3%BCckung-im-Namen-der-Ehre-123509897767344/

    HEROES wurde 2007 in Berlin gegründet und ist ein Projekt für Gleichberechtigung von Strohhalm e.V., in dem sich junge Männer aus Ehrenkulturen gegen die Unterdrückung im Namen der Ehre und für die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Frauen und Männern engagieren.
    In regelmäßigen Trainings setzen sich die jungen Männer mit Themen wie Ehre, Identität, Geschlechterrollen und Menschenrechten auseinander. Neben der Vermittlung von Fachwissen werden die Jungs in ihrer Wahrnehmung und Empathie sensibilisiert, in ihren Haltungen gestärkt und ihnen viel Raum für den Austausch von persönlichen Erfahrungen und Sichtweisen miteinander geboten. Am Ende ihrer Trainingsphase werden sie zu anerkannten HEROES zertifiziert und sind in der Lage eigenständig Workshops zu geben.

    Als offizielle HEROES besuchen sie anschließend Schulklassen, Ausbildungsstätten oder Jugendeinrichtungen, wo sie Workshops für Mädchen und Jungen zum Thema Ehre leiten. Die HEROES regen die Jugendlichen anhand von Rollenspielen dazu an, mit ihnen über Ehre zu diskutieren und animieren sie gegen Unterdrückung im Namen der Ehre Stellung zu beziehen. Ziel ist es gemeinsam mit ihnen Umstände in der Gesellschaft zu hinterfragen und den Jugendlichen alternative Sichtweisen anzubieten.
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    schrieb am 18.02.2016 um 16:47
    Männer ticken anders, vor allen Dingen junge Männer, sogar im Tierreich:
    Aus einem TAZ Artikel:
    Zitat:

    "Eine besonders kuriose Art der Selbstberauschung betreibt nach den Erkenntnissen des 58 Jahre alten Wissenschaftlers aber eine spezielle Delfinart. „Der Große Tümmler nimmt sich ein anderes Tier als Droge, nämlich den Kugelfisch“, sagt Ludwig. Kugelfische enthalten eine hohe Konzentration des Nervengifts Tetrodotoxin und sondern dieses unter Stress ab. Einmal seien mehrere Große Tümmler sogar dabei gefilmt worden, wie sie einen Kugelfisch malträtierten, ihn „wie einen Joint“ herumgehen ließen und sich an seinem Gift berauschten. „Erstaunlicherweise machen das aber nur junge, männliche Delfine“, erklärt Ludwig."

    Hier zu sehen:
    https://www.youtube.com/watch?v=iVqObIauPJA&feature=youtu.be
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    schrieb am 18.02.2016 um 17:16
    Ja und manche Spinnen fressen ihre Männchen.
    Bin nicht sicher, ob das hier so wirklich her passt...

    Die Lust auf Rausch ist im Tierreich gar nicht so selten.
    Irgendwo in Afrika gibt es zu einer bestimmten Zeit im Jahr gegorene Früchte.
    Damit turnen sich dann diverse Tierarten vom Affen bis zum Elefanten an und dann geht's rund...
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    schrieb am 18.02.2016 um 17:34
    "Männer ticken anders"
    Frauen auch, ist eine reine Frage des Standpunkts. ;-)
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    schrieb am 18.02.2016 um 17:52
    Frauen wollen das...Werner.
    Ich meine...anders ticken. ;-)
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    schrieb am 18.02.2016 um 17:57
    Ist ja o.k., solange wir auch bei wichtigen Themen den Humor nicht verlieren.
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    schrieb am 18.02.2016 um 17:59
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    schrieb am 18.02.2016 um 18:06
    Ich persönlich finde ja, daß das mit den Unterschieden im Denken überschätzt wird...
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    schrieb am 18.02.2016 um 18:13
    Wage ich nicht zu beurteilen. Ich sehe Unterschiede ganz gelassen und ohne Wertung als naturgegeben an. Im Idealfall können sie sich ja auch prächtig ergänzen.
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    schrieb am 18.02.2016 um 18:53
    Tja, da stellt sich die Frage, ob die jungen männlichen Delfine jungen weiblichen Delfinen den Zugang zum Kugelfisch verweigern ;-)
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    schrieb am 01.03.2016 um 14:08
    Prince Ea - I Am NOT Black, You are NOT White.
    https://www.youtube.com/watch?v=q0qD2K2RWkc
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    schrieb am 11.03.2016 um 13:07
    Die Frau in dem Video, das ich zu Anfang des Textes verlinkt habe, heißt Hitaji Aziz.

    Hitaji Aziz is the owner of Peacemaker Enterprise.
    http://www.peacemakerenterprise.com/philosophy/about/

    "After years of domestic violence as a faced-veiled Sunni Muslim wife, she entered the Houston Area Women’s Center Shelter in 1983. She decided that she did not want to die. She made a decision to change her mind and her story. She made a commitment to heal through action. She is a work in progress and always willing to change and reconstruct."

    Wir sind, was wir denken.
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    schrieb am 14.03.2016 um 10:29
    Wir und die anderen...

    Zitat: "Wir wollten herausfinden, ob Babies zwischen Individuen unterscheiden, die ihnen in manchen Eigenschaften ähneln und Individuen, die anders sind als sie."

    https://www.youtube.com/watch?v=a0-qARHsMps&feature=youtu.be&t=36m57s

    Die Revolution der Selbstlosen: mehr Infos zur Doku auf arte...
    https://utopia.de/0/gruppen/empathie-lernen-empathie-479/diskussion/arte-die-revolution-der-selbstlosen-211521
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