Montag, 31. Januar 2011

Steine

Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

(Johann Wolfgang von Goethe)

Sonntag, 30. Januar 2011

Clean-IT

Clean-IT setzt sich für faire Arbeitsbedingungen in der weltweiten Computerindustrie ein. Mit Unterstützung europäischer KonsumentInnen üben wir Druck auf Computermarkenfirmen aus, Verantwortung für die Arbeitsbedingungen und ökologischen Auswirkungen der Herstellung ihrer Produkte zu übernehmen.

http://www.clean-it.at/

In Computern, Handys und anderen elektronischen Geräten stecken hunderte verschiedene Bauteile - und damit auch jede Menge giftige Chemikalien. Das größte Problem sind bromierte Flammschutzmittel und PVC sowie Schwermetalle wie Blei, Cadmium und Quecksilber. Die Chemikalien reichern sich zum Beispiel in der Umwelt an und schädigen unsere Gesundheit. Einige Firmen haben sich bereits verpflichtet, auf diese Schadstoffe in Zukunft komplett zu verzichten.

Greenpeace fordert von der gesamten Branche, das Gift aus den Geräten zu verbannen. Infos, Studien und Ergebnisse: http://www.greenpeace.de/themen/chemie/elektroschrott/

Die Übersichtsseite auf englisch: http://www.greenpeace.org/international/en/campaigns/toxics/electronics/ 

Samstag, 29. Januar 2011

Was bedeutet „Man soll sich nicht schuldig machen“?

Harald Welzer wählt in einem Interview die Formulierung „Man soll sich nicht schuldig machen“. Aber was bedeutet das? Ein paar Gedanken zum Thema Schuld.
Bei Wikipedia steht:

"Der Zustand der Schuld entsteht, wenn jemand für einen Verstoß gegenüber einer sittlichen, ethisch-moralischen oder gesetzlichen Wertvorstellung verantwortlich ist. Beispielsweise kann dies ein bewusster Verstoß gegen ein Verbot sein (zum Beispiel Diebstahl) oder auch der fahrlässige Verstoß gegen ein Verbot (zum Beispiel Fahrlässige Tötung). In der Regel wird davon ausgegangen, dass nur eine einzelne Person für ihre Schuld einzustehen hat und ihr die Schuld anderer nicht zurechenbar ist. So wird sowohl das Einstehenmüssen einer Gruppe für die Schuld anderer (Kollektivschuld, Sippenhaft) also auch die Vererbbarkeit von Schuld (Erbsünde) häufig abgelehnt. Schuld ist demnach höchstpersönlich."

Wenn wir uns unser Leben in der globalisierten Wirtschaftswelt anschauen, wird es sehr schwierig, den eigenen Anteil am Zustand der Welt zu erkennen. Bin ich schuldig, wenn ich ein öffentliches Verkehrsmittel nutze, das mit einem Brennstoff angetrieben wird, der hier oder woanders die Umwelt zerstört und Menschen womöglich um ihre Lebensgrundlage bringt? Oder bin ich schuldig, wenn ich mich so sehr in NGOs für eine „nachhaltigere“ Welt einsetze, dass ich nur noch Aushilfejobs bei Firmen ausüben kann, die wiederum hier oder in anderen Teilen der Welt für großes Elend sorgen?

Ich denke, dass wir hier mit dem Begriff der Schuld nicht weiterkommen.

Der kategorische Imperativ bei Wikipedia:

„Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“

Nach meiner Interpretation geht es dabei um Eigenverantwortung und um selber denken. Und nicht um Schuld.

Siehe auch:
Warum ich kein Gutmensch sein will
Nenne mich bei meinem wahren Namen
Nachhaltig Leben im Selbstversuch

Das Interview:
“Wenn ich diesen Dreck nicht mehr esse, ist das kein Verzicht”
 

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Freitag, 28. Januar 2011

Internet-Junkies

Die Indikationen einer Onlinesucht / Computersucht
Copy & Paste:

Immer mehr Menschen leiden darunter, dass sie sich nicht mehr vom Bildschirm lösen können. Der Computer oder die Spielkonsole werden zum beinahe einzigen Lebensinhalt. Sie vernachlässigen Freunde, Familie und Lebenspartner zugunsten virtueller Zufallsbekanntschaften. Sie gehen übermüdet ihrem Beruf nach, spüren dass ihre Konzentration oder Ausdauer nachlässt und isolieren sich zunehmend von ihrer Umwelt. Der Computer bleibt oft auch nachts an, der Schlaf wird gestört. Arbeitsplatzverlust und massive Konflikte in der Partnerbeziehung drohen.

Häufig gelingt es den Betroffenen nicht, sich aus eigener Kraft von der Computer- oder Internetsucht zu befreien. In vielen Fällen sind Depressionen oder Ängste Folge der exzessiven Computernutzung. Ihrem Problem stehen sie wie auch ihre Angehörigen meist hilflos gegenüber. Spezialisierte Anlaufstellen sind rar.

Für Menschen mit einer drohenden oder bereits bestehenden Onlinesucht (Internetsucht, Computerspielsucht, Computersexsucht) bieten wir neben der Behandlung der begleitenden emotionalen Störungen, Ängste oder Selbstwertprobleme eine wöchentliche Spezialgruppe an. Durch unsere medienfreien Klinikräume schaffen wir für die Betroffenen ein Umfeld, in dem sie ihr reales Leben außerhalb der virtuellen Realität wieder erblühen lassen können. Das positive Gefühl echter zwischenmenschlicher Kontakte kann innerhalb der Therapeutischen Gemeinschaft erlebt werden. Schließlich vermitteln wir konkrete Strategien für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Computer.

Quelle: http://www.adula-klinik.de/krankheitsbilder/indikationen-computer.php



Höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen.

Utopia kann süchtig machen und liefert dabei auch noch sehr gesellschaftsfähige Ausreden: ich bekomme Informationen, ich kann meine Dialog-Fähigkeiten trainieren, wir können zusammen vielleicht sogar eine nachhaltigere Welt schaffen...

Meine Online-Zeit will ich ab sofort drastisch reduzieren. Und wenn mir das nicht gelingt, werde ich mich eben sperren lassen. Ich weiß ja jetzt, wie das geht ;-)

CARPE DIEM. Nutze den Tag. 
 

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Donnerstag, 27. Januar 2011

Wie im Himmel

Ein Film für alle Menschen, die singen und für alle, die glauben, dass sie nicht singen können. Und auch für alle, die mit Singen eigentlich gar nix am Hut haben...

Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=6N79TftcI-s

http://wie-im-himmel-derfilm.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Wie_im_Himmel

Wie im Himmel

Ein Film für alle Menschen, die singen und für alle, die glauben, dass sie nicht singen können. Und auch für alle, die mit Singen eigentlich gar nix am Hut haben...
Daniel Dareus ist ein weltbekannter Dirigent. Mit jedem Konzert wird sein Ruhm ein bisschen größer. Nicht jedoch sein Glück. Schon als Kind träumte er davon, durch die Musik die Herzen der Menschen zu erreichen, doch scheint er sich nur immer weiter von ihnen zu entfernen. Nach einem Zusammenbruch auf offener Bühne tritt Daniel den Rückweg an.

Er lässt die große Welt hinter sich und kehrt in sein schwedisches Heimatdorf zurück. Es liegt weit von jeder Stadt entfernt in malerischer Landschaft. Ein gemischter Kirchenchor aus Laien ist die einzige Form der Musik, die ihm dort begegnet. Doch als er mit diesem Chor zu proben beginnt, wird er mit seiner Begeisterungsfähigkeit und seiner Hingabe an die Musik bald zu einem Fixpunkt der kleinen Dorfgemeinschaft, die sich in glühende Verehrer und wütende Feinde teilt.

Daniels Anwesenheit wird zu einem Katalysator für alte Sehnsüchte und lange schwelende Konflikte. Als er zarte Liebesbande mit der hübschen blonden Lena knüpft, treten sofort Neider und Eifersüchtige auf den Plan. Die Wellen schlagen hoch, doch bald ist die positive Wirkung seiner Arbeit nicht mehr zu übersehen, und Daniel begreift, dass er nicht nur die Herzen der anderen, sondern auch sein eigenes Herz für das Glück geöffnet hat. (Originaltitel - Sa som i Himmelen) © 2006 Prokino

http://wie-im-himmel-derfilm.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Wie_im_Himmel

Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=6N79TftcI-s

Gabriellas Sång
http://rainbop.blogspot.de/2011/01/wie-im-himmel.html
 

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Mittwoch, 26. Januar 2011

Chinesisch Lernen, Lektion 1

Heute lernen wir den chinesischen Ausdruck für Krise.

Simp. Chinesisch: 危机
Pinyin: wēi jī
Deutsch: Krise

危 (wēi) = Gefahr
机 () = Gelegenheit, Chance


Anmerkung: Die chinesischen Schriftzeichen werden nicht in allen Browsern angezeigt.
Mozilla Firefox: Ja, Mircosoft Internet Exporer: Nein
 

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Offener Brief an meinen utopischen Freundeskreis

Ich wünsche mir ein Ende der Diskussionen & Streit-Kultur und den Beginn einer Dialog-Kultur.
Liebe Freundinnen und Freunde auf Utopia,

in den letzten Tagen hat sich auf utopia.de wieder ein regelrechter Streit entwickelt. Es werden Formulierungen gewählt, die unterschiedlich wahrgenommen werden. Die einen lesen darin Beleidigungen oder Polemik, während die anderen ihre Beiträge für freie Meinungsäußerung halten.

Seit Veröffentlichung des Exodus-Beitrags (utopia-krise-2-0-der-exodus-geht-weiter) habe ich meine Anwesenheit auf utopia.de erhöht und hier viele Stunden meines Lebens investiert, um Beiträge zu schreiben. Mein Anliegen dabei: Wie können wir aus der Diskussion in einen Dialog kommen?

Ich wünsche mir ein Ende der Diskussionen & Streit-Kultur und den Beginn einer Dialog-Kultur.

Wir haben vielleicht nicht mehr viel Zeit: https://utopia.de/0/gruppen/oya-anders-denken-anders-769/diskussion/auf-in-die-post-kollaps-gesellschaft-193015

Zitat: „Die Kraft der Vision wird zur Orientierung: Was brauche ich dann, was will ich retten, was ist vorbei? Wofür lohnt sich heute mein Einsatz? Wer sind meine Verbündeten? Was braucht eine nachhaltige Welt an Technik? Wie können wir sie schon heute lebensfördernd schaffen? Wie stellen wir sicher, dass sie »danach« lebensfördernd angewendet wird?“

Wo und mit wem wir diese Vision kreieren ist letztlich egal. Hauptsache wir fangen damit an!

In dem Sinne: Frohes Schaffen!

Viele Grüße,
lukita 
 

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Dienstag, 25. Januar 2011

Nenne mich bei meinem wahren Namen

Ein Brief, ein Gedicht und ein Lied.
Ein Zitat aus: "Peace is Every Step: The Path of Mindfulness in Everyday Life" von Thich Nhat Hanh

Der englische Original-Text findet sich hier: Die empathische Zivilisation. Wege zu einem globalen Bewusstsein.
 

In Plum-Village dem Dorf, in dem ich in Frankreich wohne, erhalten wir viele Briefe von den Flüchtlingslagern in Singapur, in Malaysia, in Indonesien, in Thailand und in den Philippinen, Hunderte jede Woche. Es ist sehr schmerzlich, sie zu lesen, aber wir müssen es tun, wir müssen im Kontakt sein. Wir versuchen unser Bestes, um zu helfen, aber das Leiden ist enorm, und manchmal werden wir entmutigt. Es wird gesagt, dass die Hälfte der Boots-Flüchtlinge im Ozean stirbt. Gerade mal die Hälfte kommt an den Ufern in Südostasien an, und selbst dann sind sie möglicherweise noch nicht sicher.

Es gibt viele jungen Mädchen, Boots-Flüchtlinge, die von den Seepiraten vergewaltigt werden. Obwohl die Vereinten Nationen und viele Länder versuchen, der Regierung von Thailand zu helfen, diese Art der Piraterie zu verhindern, fahren Seepiraten fort, den Flüchtlingen viel Leiden zuzufügen. Eines Tag erhielten wir einen Brief, der von einem jungen Mädchen auf einem kleinen Boot erzählte; das Mädchen wurde von einem siamesischen Piraten vergewaltigt. Sie war erst zwölf und sie sprang in den Ozean und ertränkte sich.

Wenn Sie zuerst von etwas Ähnlichem erfahren, ärgern Sie sich über den Piraten. Sie nehmen natürlich die Seite des Mädchens ein. Wenn Sie tiefer schauen, sehen Sie es anders. Wenn Sie die Seite des kleinen Mädchens einnehmen, dann ist es einfach. Sie müssen nur ein Gewehr nehmen und den Piraten erschießen. Aber wir können das nicht tun. In meiner Meditation sah ich, dass, wenn ich im Dorf des Piraten geboren wäre und unter den gleichen Bedingungen aufgewachsen, es eine große Wahrscheinlichkeit gibt, dass ich ein Pirat werden würde. Ich sah, dass viele Babys entlang des Golfes von Siam geboren werden, täglich Hunderte. Und wenn wir Erzieher, Sozialarbeiter, Politiker und andere nicht etwas an dieser Situation tun, werden einige von ihnen in fünfundzwanzig Jahren zu Seepiraten. Das ist sicher. Wenn Sie oder ich heute in jenen Fischerdörfern geboren wären, könnten wir Seepiraten in fünfundzwanzig Jahren werden. Wenn Sie ein Gewehr nehmen und den Piraten erschießen, sind wir gewissermaßen alle für diese Sachlage verantwortlich.

Nach einer langen Meditation schrieb ich dieses Gedicht. In ihm gibt es drei Leute: das 12-jährige Mädchen, den Piraten und mich. Können wir einander betrachten und uns ineinander erkennen? Der Titel des Gedichtes ist "Nenne mich bei meinem wahren Namen", weil ich so viele Namen habe. Wenn ich einen dieser Namen höre, muss ich "Ja" sagen.

Bitte, nenne mich bei meinem wahren Namen!

Sage nicht, dass ich morgen gehen werde,
selbst heute bin ich noch dabei anzukommen.

Schaue ganz tief: Jede Sekunde komme ich an,
sei es als Knospe an einem Frühlingszweig
oder als winziger Vogel mit noch zarten Flügeln,
der im neuen Nest erst singen lernt.
Ich komme an als Raupe im Herzen der Blume
oder als Juwel, verborgen im Stein.
Ich komme stets gerade erst an, um zu lachen und zu weinen,
mich zu fürchten und zu hoffen.

Der Schlag meines Herzens ist Geburt und Tod
von allem, was lebt.

Ich bin die Eintagsfliege,
die an der Wasseroberfläche des Flusses schlüpft.
Und ich bin auch der Vogel,
der herabstürzt, um sie zu schnappen.

Ich bin der Frosch, der vergnüglich
im klaren Wasser eines Teiches schwimmt.
Und ich bin die Ringelnatter,
die in der Stille herankommt und
sich vom Frosch ernährt.

Ich bin das Kind aus Uganda, nur Haut und Knochen,
mit Beinchen so dünn wie Bambusstöcke.
Und ich bin der Waffenhändler,
der todbringende Waffen nach Uganda verkauft.

Ich bin das zwölfjährige Mädchen,
Flüchtling in einem kleinen Boot,
das von Piraten vergewaltigt wurde
und nur noch den Tod im Ozean sucht.
Und ich bin auch der Pirat,
mein Herz ist noch nicht fähig,
zu erkennen und zu lieben.

Ich bin ein Mitglied des Politbüros
mit reichlich Macht in meinen Händen.
Und ich bin der Mann,
der sein Blutzoll an sein Volk zu zahlen hat
und langsam in einem Arbeitslager stirbt.

Meine Freude ist wie der Frühling. So warm,
dass sie die Blumen auf der ganzen Erde erblühen lässt.
Mein Schmerz ist wie ein Tränenstrom. So mächtig,
dass er alle vier Meere ausfüllt.

Bitte, nenne mich bei meinem wahren Namen!
Damit ich all mein Weinen und Lachen zugleich hören kann.
Damit ich sehe, dass meine Freude und mein Schmerz eins sind.
Bitte, nenne mich bei meinem wahren Namen!
Damit ich erwache!
Damit das Tor meines Herzens
von nun an offen steht,
das Tor des Mitgefühls.

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Sonntag, 23. Januar 2011

Brauchen wir eine Brücke für „Otto-Normalverbraucher“?

Wenn wir einen Fluss, eine Straße oder ein ähnliches „Hindernis“ haben und von der einen Seite auf die andere wollen, sind wir uns sicherlich einig, dass uns eine Brücke weiter bringt. Wenn es kein entsprechendes Hindernis gibt, macht eine Brücke auch keinen Sinn. Dann ist ein Brückenbau eine Verschwendung von Zeit und Geld. Und wenn wir an einem Abhang zu einer tiefen und sehr breiten Schlucht stehen, ist es vielleicht erst gar nicht möglich, eine Brücke zu bauen…
Ich habe gerade wieder einen Blog-Beitrag von Manu gelesen: Sind Utopisten ernst zu nehmen. U.a. wird dort in den Kommentaren auch darüber gesprochen, ob Utopia eine Brücke für „Otto-Normalverbraucher“ sein kann.

Es lohnt sich sicherlich, mal zu schauen, wie unsere Situation aussieht. Gibt es zwei Seiten? Wenn ja: Sind diese zwei Seiten bereits irgendwie verbunden? Wenn ja: Wie könnte die Verbindung aussehen? Oder stehen wir an einem Abhang? Was ist dann ratsam?

Konkret auf Utopia und das Thema Nachhaltigkeit bezogen stellt sich die Angelegenheit für mich im Moment so dar: Ich gehe aktuell von zwei Seiten aus.

Die eine Seite: Hier in Deutschland ist der ökologische Fußabdruck aller Bürger aktuell viel größer als eine Erde. Wir bräuchten je nach Rechner bis zu 7 Erden, um einen vergleichbaren Lebensstil der gesamten Menschheit zu ermöglichen. Die Menschen sind auf Konsum getrimmt. Probleme werden ausgeblendet. Es werden überwiegend Produkte aus konventioneller Produktion konsumiert. Auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt.

Auf der anderen Seite steht ein vermeintlich nachhaltiger Lebensstil.




Ich sehe im Moment keine direkte Verbindung zwischen beiden Lebensstilen. Menschen mit SUV haben mit Öko-Fundis meist nicht viel am Hut. Da wäre eine Verbindung hilfreich. Durch das medienwirksame Auftreten von Utopia könnte eine solche Verbindung vielleicht gelingen. Vielleicht. Es darf aber sicherlich nicht in einer Art „Prosecco“-Nachhaltigkeit stecken bleiben. Weiter so wie bisher, nur alles in Grün, wird wohl nicht funktionieren.

Und wenn wir tatsächlich am Abhang stehen, können wir ja vielleicht den Gedanken von Johannes Heimrath in seinem oya-Artikel folgen: „Auf in die Post-Kollaps- Gesellschaft“.

Zitat: „Die Kraft der Vision wird zur Orientierung: Was brauche ich dann, was will ich retten, was ist vorbei? Wofür lohnt sich heute mein Einsatz? Wer sind meine Verbündeten? Was braucht eine nachhaltige Welt an Technik? Wie können wir sie schon heute lebensfördernd schaffen? Wie stellen wir sicher, dass sie »danach« lebensfördernd angewendet wird?“

Wo und mit wem wir diese Vision kreieren ist letztlich egal. Hauptsache, wir fangen damit an!

Grafik: http://www.footprintnetwork.org/en/index.php/GFN/page/trends/germany/

Kommentare (6) 

Schonzeit für Füchse

Nanu schrieb am 23.01.2011 um 14:56
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Hier ein wichtiges Thema, das leider viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommt:

www.schonzeit-fuer-fuechse.de/presse.html

Die Bilder auf der Seite drehen mir den Magen um.....
Was denken solche Menschen wohl?

Nanu

baltic_bohemian schrieb am 23.01.2011 um 18:15
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Bei den Bildern dreht sich bei mir nicht nur der Magen um sondern ich zweifle noch ein bisschen mehr an der Zurechnungsfähigkeit vieler Menschen. Aber schon Theodor Heuss sagte: „Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit."

Die Jagdlobby in Deutschland ist eine der mächtigsten in Europa. Ungestraft werden unter Naturschutz stehende Greifvögel vergiftet, weil sie Nahrungskonkurrenten sind. Warum wohl ungestraft?!...

Wenn Dich das Thema interessiert, kann ich Dir diese Seite wärmstens ans Herz legen: http://www.abschaffung-der-jagd.de/index.html

Was ich besonders ungeheuerlich finde: Ein privater Grundstückseigentümer muss DULDEN (!) dass Jäger sein Grundstück betreten um dort Jagd auf Tiere zu machen. Man kann es kaum glauben, wie viele Rechte diesen kranken Menschen zugestanden werden.

Fredegar schrieb am 23.01.2011 um 22:45
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War so frei, die Erklärung und die Forderungen aus dem o.a. Link herauszukopieren:

Gemeinsame Erklärung zur Einführung einer Schonzeit für Füchse

Die vorliegende Erklärung stellt Missstände im Bereich der Fuchsbejagung dar, nennt wissenschaftliche Fakten und leitet daraus Forderungen zur Änderung der Jagdgesetzgebung von Bund und Ländern ab. Die Unterzeichner der Erklärung besitzen zum Teil ganz unterschiedliche Hintergründe und vertreten unterschiedliche Positionen zur Jagd im allgemeinen, bekennen sich aber nichtsdestoweniger uneingeschränkt zu den folgenden Ausführungen und dem hier formulierten gemeinsamen Ziel.

Zur vermeintlichen Notwendigkeit der Fuchsjagd

Etwa 600.000 Füchse werden in Deutschland jedes Jahr erlegt. Der Rotfuchs ist eine der wenigen einheimischen Wildtierarten, die in den meisten Bundesländern ganzjährig bejagt werden. Dabei kommen auch besonders umstrittene Jagdarten wie die Bau- oder die Fallenjagd zum Einsatz. Da Fuchspelze kaum noch gefragt sind, werden die meisten erlegten Füchse kurzerhand in der Tierkörperbeseitigung entsorgt – unter kritischen Jägern spricht man bereits vom Rotfuchs als „Wegwerfartikel Nummer eins“ in unseren Wäldern.

Als Rechtfertigung für die starke Bejagung des Fuchses wird vom Deutschen Jagdschutzverband (DJV) und seinen Landesverbänden angeführt, man müsse die wachsende Fuchspopulation im Zaum halten, etwa, um der Ausbreitung von Seuchen (Tollwut) und Fuchsbandwurm Einhalt zu gebieten. Tatsächlich kann man die Fuchsdichte mit jagdlichen Mitteln jedoch nicht regulieren: Je mehr Füchse durch Jagd oder Unfälle sterben, desto stärker steigt die Geburtenrate. Andersherum führt eine sinkende Sterblichkeit durch soziale Regulationsmechanismen der Fuchspopulationen zu weniger Nachwuchs. Von einer wie auch immer gearteten Notwendigkeit, Füchse zur vermeintlichen Bestandsreduktion zu bejagen, kann also keine Rede sein.

Kein Platz für Tierschutz?

Aspekte des Tierschutzes scheinen beim Umgang mit Füchsen leider oft eine untergeordnete Rolle zu spielen. So ist in den meisten Bundesländern für den Rotfuchs keine Schonzeit festgelegt. Lediglich Elterntiere, die für die Aufzucht noch unselbständigen Nachwuchses erforderlich sind, genießen nach §22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes kurzzeitigen Schutz vor menschlichen Nachstellungen. Die Einschätzung dessen, welches Tier wie lange für die Jungenaufzucht notwendig ist, bleibt dabei jedoch weitgehend dem Jäger überlassen. Wie Altersklassifizierungen von Jungfüchsen in Wildtierauffangstationen zeigen, ist der Variationsbreite des Paarungs- und des Geburtstermins bei Füchsen beträchtlich. Noch weit im April kommen Welpen zur Welt. Es kann daher frühestens im September davon ausgegangen werden, dass Jungfüchse vollständig von ihren Elterntieren unabhängig sind. Diskussionen in Jagdforen zeigen hingegen, dass einige Jäger bereits im Juni wieder auf erwachsene Füchse schießen – ungeachtet der Tatsache, dass im April geborene Welpen dann gerade erst der Muttermilch entwöhnt sind.

Die unterschätzte Vaterrolle des Fuchsrüden

Darüber hinaus herrscht in der Fachliteratur zum Fortpflanzungsverhalten des Rotfuchses breiter Konsens darüber, dass dem Fuchsrüden durch die Versorgung der Familie mit Nahrung eine zentrale Rolle bei der Welpenaufzucht zukommt. Selbst in gängigen Jagdlehrbüchern (z.B. Blase, Die Jägerprüfung) wird auf diese wichtige Funktion des Fuchsvaters hingewiesen. Kann er diese nicht erfüllen, so beeinträchtigt dies die Kondition der Welpen in gravierendem Ausmaß und führt mitunter zu ihrem Tod. Folgt man dem Anspruch von §22 Abs. 4 des Bundesjagdgesetzes, müsste man also gewährleisten, dass Fuchsrüden bereits nach der erfolgreichen Paarung mit einer Füchsin vor Nachstellungen geschützt werden. Stattdessen fällt die Zeit intensivster Fuchsbejagung (etwa die sogenannten „Fuchswochen“) jedoch gerade auf die Paarungszeit der Füchse in den Monaten Januar und Februar.

Längst überfällig: Schonzeit für Füchse

Die hier skizzierten Missstände zeigen auf, dass klare Regelungen ohne Interpretationsspielraum erforderlich sind, um dem Fuchs ein Mindestmaß an Schutz zu sichern. Die Einführung einer umfassenden Schonzeit in allen Bundesländern, die ihn mit Beginn der Paarungszeit vor Nachstellungen schützt und zumindest bis zum vollständigen Selbständigwerden der Jungen reicht, ist längst überfällig.

Forderung

Die Unterzeichner dieser Erklärung fordern die Länder und den Bund auf, eine rechtlich verbindliche Schonzeit für den Rotfuchs, die vom 1. Januar bis zum 30. September reicht, in die jeweiligen Jagdzeitenverordnungen aufzunehmen. Die Hauptbegründungen dieser Forderungen ergeben sich aus den folgenden Tatsachen:

* Es kann frühestens im September davon ausgegangen werden, dass Jungfüchse vollständig von ihren Elterntieren unabhängig sind.

* Fuchsrüden sind in der Aufzuchtzeit für die Versorgung von Fähe und Welpen von erheblicher Bedeutung. Sie müssen daher bereits nach der erfolgreichen Paarung – also spätestens im Januar – vor Nachstellungen geschützt werden.

* Da Rüde und Fähe auf die Distanz in aller Regel nicht sicher unterschieden werden können, dürfen keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bei der Schonzeitenregelung gemacht werden.

* Die Bekämpfung von Füchsen zur Bestandsreduktion ist zum Scheitern verurteilt und aus ethischen und ökologischen Überlegungen grundsätzlich abzulehnen.

lukita schrieb am 19.04.2011 um 09:32
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"Der Jäger ist schlauer als der Fuchs, meint Frank Asbeck mit stolzem Blick auf seine etwas eher ungewöhnliche Trophäensammlung sorgsam aufgereiht an der Wand. [...] In seinem Rücken ruhen die Augenpaare von 95 Füchsen auf ihm, oder besser gesagt, was von ihnen übrig ist. In der Eifel habe er die Tiere erlegt, sagt Jäger Asbeck."

[image]

Artikel: http://www.ksta.de/html/artikel/1238966931113.shtml

Mir fehlt für Aussage und Verhalten das Verständnis.
Manche scheinen mental und emotional eben doch noch in der Steinzeit zu leben...

Berthild Lorenz schrieb am 19.04.2011 um 09:50
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Tja, RECHT! Die Meisten vergessen, dass im Gerichtssaal bei JEDER Urteilsverkündung gesagt wird "Im Namen des Volkes wir als Recht erkannt!" Naja, vielleicht zählen sie ja auch alle nicht zum Volk, hat ja mit ihnen nischt zu tun!

Als ich letztes Jahr zum ersten Mal im Leben Beklagte war, weil ich noch immer kein Geld drucke und von meinem wenigen nicht freiwillig noch mehr weggeben wollte für all das, was unter dem Wort "Wohnungsmiete" versteckt wird, wurde mir sofort gesagt, dass ich zur Urteilsverkündung nich zu kommen brauche.

Nach dem, wie die Richterin mit mir umgesprungen ist, in dem, was Verhandlung genannt wird, musste ich hin, fand ich. Es war genauso ungeheuerlich, wie ich es erwartet hatte, nach der "Verhandlung", in der nichts verhandelt worden war ...

Zu zahlen hab ich trotzdem! Die finanziellen Einkünfte der Volksangehörigen, sind im Namen des Volkes sch...egal!



Sollte unter baltic landen ...

Berthild Lorenz schrieb am 19.04.2011 um 09:53
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Der Jäger missbraucht das Vertrauen des Fuchses, so sehe ich das, weil er selber nicht weiß, was Vertrauen bedeutet! Werr sonst keine BeACHTUNG findet sammelt getötete Tieraugen und denkt er wird bewunderend angesehen?

lukita schrieb am 13.04.2012 um 18:37
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I ask people why they have deer heads on their walls. They (always) say because it's such a beautiful animal. There you go. I think my mother is attractive, but I have photographs of her.

Quote by Ellen DeGeneres

Zitat und viele schöne Tier-Aufnahmen finden sich unter http://tilkiini.wordpress.com/

Samstag, 22. Januar 2011

Paul Watzlawick - Die Geschichte mit dem Hammer

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Also beschließt der Mann, hinüberzugehen und sich bei seinem Nachbarn einen Hammer auszuborgen. Doch da kommen ihm Zweifel:

„Was ist, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon hat er mich nur so flüchtig gegrüßt. Vielleicht war er ja nur in Eile. Aber vielleicht hat er die Eile auch nur vorgetäuscht und er hat etwas gegen mich. Und wenn ja, was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum auch nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich am Ende noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht es mir aber wirklich!“

Und so stürmt er zu seinem Nachbarn und läutet. Der öffnet und noch bevor dieser guten Tag sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“

aus Paul Watzlawick: „Anleitung zum Unglücklichsein“

Auf in die Post-Kollaps- Gesellschaft

lukita schrieb am 22.01.2011 um 12:29
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Egal, was wir tun – der Weg in eine nachhaltige Welt wird durch ein Tal der Tränen ­führen. Statt unsere Kräfte im Versuch zu vergeuden, den Kollaps aufhalten zu wollen, sollten wir uns mit aller Kraft auf die Welt vorbereiten, in der wir dann leben werden.

von Johannes Heimrath erschienen in 02/2010
http://www.oya-online.de/article/read/65-Auf_in_die_Post-Kollaps-_Gesellschaft.html

[image]
Erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, wird über einen Brunnendeckel nachgedacht. Der Mensch lernt aus Fehlern. Der letzte kapitale Fehler führt gegenwärtig dazu, dass sich das planetare Gleichgewicht in Richtung einer neuen Balance verschiebt. Das gefährdet den Fortbestand vieler Spezies, auch unserer.

Bücher über den »System Error« (ein Titel von Ulrich Thielemann) raten, dies sei sofort zu tun und das zu unterlassen. Doch nur wenige Autoren haben biografische Langstrecken in Lebensumständen verbracht, in denen sie selbst die Umsetzbarkeit ihrer Ratschläge erproben konnten. Seit vierzig Jahren übe ich mich auf einem Weg, der mich Elemente einer lebensfördernden Kultur zu leben lehrt – in Gemeinschaft, als Unternehmer und kulturkreativer ­Akteur. Ich habe gelernt: Erstens, die Mächte, die den Globus beherrschen, sind nicht mit Gutmensch-Rezepten zu bändigen. Zweitens, ein konsequenter Ausstieg aus dem Kapitalfehler ist nur in gemeinsamer Anstrengung aller möglich. Solange sich aber die Grundmetaphern der dominanten Kulturen – »untertane Erde«, »Sieg des Kapitals«, »rechter Glaube«, »Diktatur des Volks« … – nicht komplett ändern, gibt es nur Scheinausstiege. Sie reichen so weit, wie man den Kopf in den Sand stecken kann: Wenn meine Handsense mit einem LKW von weit her über die Autobahn in mein Ökorefugium herandieselt, brauchen wir von Ausstieg nicht zu reden.


Es gibt keine Rezepte

Was dann? – Ich empfehle nichts. Das stellt mein Publikum selten zufrieden. Wer aber bei der Nachricht, sein ökologischer Fußabdruck sei fürs Überleben viermal zu groß, nicht schlagartig den Löffel fallen lässt, mit dem er soeben den letzten Rest Brei aus dem bis dato für unerschöpflich gehaltenen Töpfchen zu löffeln sich anschickt, dem ist nicht zu raten und zu helfen. – Tatsächlich kriegt keiner von uns den Löffel aus der Hand: Wie reist dieser Gedanke gedruckt zu Ihnen? – Eben.

Anfang der 70er Jahre sammelten sich die ersten »Aussteiger«-Gemeinschaften. Mir blieb damals rätselhaft, wie wir – was alle propagierten – ohne Interaktion mit dem Mainstream diesen bewegen wollten. Sollte es wirklich genügen, durch bloßes Da-Sein den Hauptstrom so zu stören, dass er schließlich in »unsere« – heute: »lebensfördernde« – Richtung umschwenken müsste? Mit vielen Widersprüchen in der Praxis trotzten wir uns an den Rändern der Gesellschaft die »Halbinseln des guten Lebens« (frei nach Friederike Habermann) ab, die Mathias Greffrath in diesem Heft »Vorposten des Neuen« nennt, »auf denen Produk­tionsweisen und Lebensformen ausprobiert und entwickelt werden, die auf eine veränderte Gesellschaft hinarbeiten, und von denen Boote mit neuen Denk- und Handlungsweisen auf den Ozean des institutionalisierten Irrsinns ausfahren, mit dem Ziel, die Seehoheit zu erringen«. Halbinseln sind es deshalb, weil auch die Heimaten der tapferen »Visionauten« am Kontinent »Fortschritt« hängen, dem Weltreich des megatechnischen ­Pharaos (ein Ausdruck von Jochen Kirchhoff).


Ist die Zeit des Wartens zu Ende?

Es gibt sie heute überall, diese Halbinseln, nicht nur bei uns, wo man sie relativ komfortabel einrichten kann. Es gibt sie in allen Krisengebieten auf dem Erdball, in Afghanistan genauso wie in unregierbaren Ländern wie dem Kongo, in China, wo jede Woche ein gigantisches Kohlekraftwerk ans Netz geht und sich Internet-Halbinsulaner von heute auf morgen in Arbeitslagern wiederfinden, in Israel und Palästina, in Indien, wo maoistische Terroristen Dorfgemeinschaften massakrieren, es gibt sie in Darfur, das den Klimawandel bereits heftig spürt, in Thailand, Burma, Nordkorea, im Lacandonischen Wald, sie sind oft unsichtbar, häufig physisch bedroht, sie formieren sich im Untergrund oder im Exil, manche existieren nur in wenigen Köpfen, an anderen Orten befeuern sie die Demokratisierung ganzer Gesellschaften. Vor vierzig Jahren sprach man von »Blöcken« und meinte die in Bunkerbeton gegossene, an Raketensilos gefesselte Weltordnung. Dann haben uns die Chaosforscher gelehrt, dass nur Systeme, die aus dem Gleichgewicht geraten sind, sich auf neue Attraktoren hin impulsieren lassen. Inzwischen ist die Weltgesellschaft weit aus der Balance geraten. Hat sich das Warten gelohnt? Ist »unsere« Zeit gekommen?

Der bewusste Teil meiner Biografie entspringt der Utopie einer Welt, in der sich die Gaben des Menschen unverzerrt entfalten: sein Drang, gut zu sein, und seine Fähigkeiten, Schönheit und Gemeinwohl zu schaffen. Darin hat die zu einem »Superorganismus« (William Morton Wheeler, schon 1910) erwachte Menschheit das Potenzial zu einer egalitären, hochinspirierten und partizipativen Gemeinschaft aufgeklärt-herzensgebildeter Individuen, die mit beiden Beinen fest auf der Erde stehen, die Erde als Schenkerin des Lebens achten und würdigen und sich selbst als weiterschenkende Wesen begreifen. Diese Utopie hat mich nicht am Versuch gehindert, die Qualitäten der Epoche nüchtern zu erfassen. Seit einiger Zeit zeichne ich bei Vorträgen, Workshops und Zwiegesprächen auf Flipcharts, in Notizbücher und auf Papierservietten nebenstehende kleine Grafik. Sie scheint mir die Weltentwicklung aus heutiger Sicht einigermaßen realistisch wiederzugeben. In vielen Dialogen ist ein differenziertes Bild von dem, was auf uns zukommt, gereift. Ich fühle die Größe der Chance, als Menschheit zu einem guten Leben zu finden. Und ich kenne die bei den Halbinselbewohnern gepflegten Illusionen über die Größe dieser Chance. Vielen Menschen machen die dargestellten Aussichten Angst. Ich selbst schöpfe Mut aus der Dynamik der Grafik.


Der Weg in die Post-Kollaps-Gesellschaft

Die Kurve zeigt den Weg in die Post-Kollaps-Gesell­schaft. Die Hochachse repräsentiert die Qualität der Welt im Sinn von Geordnetheit, Nachhaltigkeit und Balance, von Bildungs- und Entwicklungschancen und Minderung von Armut, Hunger und Krankheiten. Insgesamt ist die Menschheit hier nicht allzu hoch geklettert. Die Rechtsachse ist der Zeitstrahl. Dort sehen wir bestürzend naheliegende Jahreszahlen. Der Schwankungsbereich liegt bei vielleicht zwanzig Jahren. Darauf lassen zahlreiche aktuelle Studien schließen.

Die schwarze Kurve weist bei »heute« bereits abwärts: Ein internationaler Bericht zu den planetarischen Grenzen, erarbeitet unter Federführung des Stockholm ­Resilience Centre, zeigt, dass mindestens in dreien von neun kritischen Bereichen die Grenzen für eine sichere globale Entwicklung bereits überschritten sind: Klimawandel, biologische Vielfalt und Stickstoffeintrag in die Biosphäre. Zudem beträgt der Faktor der Übernutzung der Biokapazität des Planeten inzwischen 140 Prozent. Wir treiben Raubbau an einer – bald halben! – zweiten Erde. Die Leistungsgrenze der Biosysteme, die »Zivilisation« mit Lebensmitteln und Fasern zu versorgen, den Abfall, der bei der Energiebereitstellung anfällt, zu beseitigen und die Flächen für die Energieinfrastruktur vorzuhalten, ist im Jahr 2010 zum »World Overshoot Day« am 21. September erreicht. Ab dann leben wir auf Pump und verbrauchen bis Silvester 40 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde in einem Jahr regenerieren kann. Wer die jüngsten internationalen Konferenzen emotionslos auswertet, weiß: Die Zeit wird nicht reichen, die politischen Systeme kulturkreativ zu unterwandern. Keine noch so drakonische Gesetzgebung wird uns vor dem Tal der Tränen bewahren. Der tiefste Punkt (1) der Kurve markiert somit den globalen Zusammenbruch der gegenwärtigen Verhältnisse.

Sicher ist: Die Post-Kollaps-Gesellschaft wird sich in einer Welt wiederfinden, die nur wenig oder gar nichts mit der uns heute bekannten zu tun hat. Um Hoffnung zu nähren, lasse ich den rechten Ast der schwarzen Kurve nach dem Kollaps wieder ansteigen. Er erreicht nach einiger Zeit das bescheidene Niveau von heute und weist sogar darüber hinaus. Um aber nur wieder diese qualitative Höhe zu erklimmen, wird ein riesiger Aufwand an Lernen, Handarbeit und sozialer Vermittlung – und ein Masterplan – nötig sein. Viele Zukunftspropheten beruhigen uns, wir könnten die Welt, wie wir sie kennen, im Wesentlichen erhalten, wenn wir elektrisch fahren und unser Geld »grün« investieren würden. Sie sollten es besser wissen: Die Bemühung, den Lebensstil der »entwickelten« Welt durch einen totalen ökologischen Umbau zu bewahren und die »nicht-entwickelten« Länder mit ihrer Milliardenbevölkerung auch nur auf den halben westlichen Standard zu heben, trägt unweigerlich zum weiteren Anwachsen des Übernutzungsfaktors bei. Schon der Versuch, die Folgen des heute bereits überschrittenen Fördermaxi­mums von Erdöl konsequent zu Ende zu denken, hebelt die Fantasie aus: Allein der Ersatz konven­tio­neller Kraftwerke durch die »Renewables« verbraucht Öl, Öl, Öl …


Der Berg rutscht

In letzter Minute versuchen Wirtschaft und Politik, die großenteils noch immer an die Unerschöpflichkeit des Töpfchens glauben, Barrieren gegen die Absturzgefahr zu errichten. Mich erinnert das an die Lawinenverbauungen, die man im Hochgebirge an Steilhängen zum Schutz der Talbewohner montiert. Solche Vorrichtungen halten, solange der Untergrund stabil bleibt; kommt der ganze Hang ins Rutschen, sausen die Verbauungen mitsamt der Lawine ins Tal. Die Lawinenverbauer verdrängen den Rebound-Effekt, ein Paradoxon, das der Mathematiker William Stanley Jevons bereits 1865 beschrieben hat. Es besagt, dass die Effizienzsteigerung einer Ressource nicht zur Absenkung ihres Verbrauchs führt. Vielmehr steigt dieser aufgrund zunehmenden Einsatzes insgesamt an, je sparsamer sie verwendet werden kann. An dieser Tatsache kommen auch die unzähligen Initiativen weltweit nicht vorbei, die mit Leib und Seele Brücken über die Sunde zwischen den Halbinseln und dem Kontinent des Mainstreams zu schlagen versuchen, um den Wissenstransfer zu beschleunigen und die schlimmsten Auswirkungen des Kapitalfehlers zu dämpfen.

In dieser Lage wünsche ich mir, dass wir Halbinsulaner beginnen, uns vor allem der Frage zuzuwenden, wie die abgestürzte Menschheit überhaupt bis zu dem Punkt auf dem rechten Ast der schwarzen Kurve wieder aufsteigen kann. Wenn alle harten Fakten gegen uns sprechen, bleibt als einziges Werkzeug die Kraft der Vision. Das ist kein Konjunktiv, »es wäre doch toll, wenn …«. Die Kraft der Vision ist aktiv: Ich sehe, wie es dort und dann sein wird, und das nehme ich so stark in mich herein, dass meine Neuronen beim Durchleben der Vision feuern, als wäre alles real. Jedesmal verstärkt sich das Bild, ich übe mich darin, fühle, rieche, spreche, lache im Bild meiner Vision. Und allmählich erfahre ich die Rückkopplung der visualisierten Zukunft in der Gegenwart meines Alltags. Ich handle anders, ich bin verbunden mit den zukünftigen Auswirkungen meines augenblicklichen Tuns. Spüre ich in Zukunft einen Spaten in meiner Hand, dann fangen meine Augen an, die Gare des Bodens im Park auf dem Weg zur Arbeit zu prüfen, dann kostet mein Geschmackssinn schon heute das Aroma der Karotte, die ich aus dem zukünftigen Beet ziehe. Die Kraft der Vision wird zur Orientierung: Was brauche ich dann, was will ich retten, was ist vorbei? Wofür lohnt sich heute mein Einsatz? Wer sind meine Verbündeten? Was braucht eine nachhaltige Welt an Technik? Wie können wir sie schon heute lebensfördernd schaffen? Wie stellen wir sicher, dass sie »danach« lebensfördernd angewendet wird?


Der Fall muss tief genug sein

Schauen wir den Wahrscheinlichkeiten ins Auge: Die durch das Erstarken der Vision aus­gelöste Rückkopplung kann die Fallhöhe des Absturzes mindern. – Dummerweise kein Grund zum Aufatmen. Das gute Wollen der Halbinselbewohner hat ein Milliardengeschäft ausgelöst: Konsumgüterriesen verkaufen »grünen« Lifestyle, Automobilriesen ­Elektroautos, Energieriesen Solarzellen, »Social Business« hofft auf Gewinn mit gutem Gewissen. Um aber dem Lernverhalten der Menschheit als Ganzer zu entsprechen und zu bewirken, dass endlich der Deckel auf den Brunnen getan wird, muss der Fall tief genug sein. Sonst wird das gegenwärtige Weltsystem noch mehrmals – beschädigt, aber in seiner selbstzerstörerischen Grundcharakteristik weiter funk­tionierend – aus dem Brunnen gezogen und mittels High-Tech-Verzöge­rungsmethoden bis zum endgültigen Dahinscheiden am Tropf gehalten. Das daraus resultierende langsame Siechtum der Weltgesellschaft zeigt die orange Kurve (2). Für das Eintreten dieses Szenarios schätze ich die Wahrscheinlichkeit auf 14 Prozent.

Das Ganze dürfte aber bereits so instabil sein, dass der Kollaps bis auf den Grund durchschlägt. Die ganz andere Welt wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 85 Prozent schrecklich aussehen. »Gewinner« werden die Führer der mächtigen Oligopole sein, die alle Zugänge zu den materiellen Ressourcen des Planeten besetzen. Zu den »Gewinnern« dürften auch die wenigen vor-industriellen Kulturen zählen, die erst anfänglich von der Moderne erfasst sind und deren Heimaten durch eine günstige Lage auf dem Globus der Beschädigung durch den Klimawandel entgehen. Anders als die Schwellenländer, in denen die Entwurzelung der Gesellschaften aus natürlichen Zusammenhängen bereits weit fortgeschritten ist, verfügen sie noch über tragfähige traditionelle Strukturen. – Die rote Kurve (3) zeigt diesen totalen Zusammenbruch.


Deine Chance ist 1 Prozent. Nutze sie!

Es ist aber auch möglich, dass die Millionen kulturkreativ engagierter Menschen weltweit ihre Vision der Post-Kollaps-Gesellschaft realisieren können. Immerhin verbleibt noch 1 Prozent Chance, dass die andere Welt zur Schönheit durchstößt wie Löwenzahn durch den Asphalt. Ein Prozent Chance ist mehr als nichts. Das eine Prozent reflektiert Mathias Greffraths illusionslose Frage: »Glaubt irgendjemand, dass man mit freiwilliger Selbstbeschränkung in zwei, drei Jahrzehnten tiefsitzende Lebensstile von Millionen großstädtischer Massen verändern kann?« Abgesehen davon, dass es heute bereits 3,6 Milliarden Menschen sind, die in den Städten leben und »bekehrt« werden müssten, geht es darum so wenig wie um die Hoffnung, dass die 200 reichsten Familien auf dem Globus, die die Hälfte des Weltvermögens besitzen, während die Hälfte der Menschheit sich mit 1 (einem!) Prozent zufriedengeben muss, ihre Güter verschenken. Fondsmanager, die in der ­Finanzkrise Milliarden einsacken, Diktatoren, die ganze Länder als ihr Eigentum betrachten, die Monsantos, Nestlés, Pfizers und Bührles dieser Welt werden sich um keinen Preis freiwillig ändern. So wenig wie talibanische Steiniger, afrikanische Warlords, kolumbianische Drogenbosse und Neofaschisten aller Couleur.

Die »freiwillige Selbstbeschränkung« ist nur dann eine kraftvolle Methode, wenn sie mit dem klaren Wissen über die Realitäten und dem unbedingten Willen verbunden ist, gegen alle Wahrscheinlichkeiten an der Vision eines guten Lebens in einer veränderten Welt festzuhalten.

Setzten wir »Visionauten« nämlich die Kraft, die wir in großer Anstrengung in die Bekehrung der Anderswollenden investieren, ein, um alles zu lernen, zu erfahren, zu erarbeiten, zu üben, auszuprobieren, vorauszulieben, was wir in jener neuen Lebenswelt können, erleben, teilen und genießen wollen, und machten wir das auf dem Kontinent des Mainstreams bekannt genug, so dass es die täglich mehr werdenden Menschen mitbekämen, denen auch dort der Löffel in der Hand zu heiß wird und die nach den Halbinseln Ausschau halten, dann – ja dann könnte es sein, dass wir unsere gemeinsinnstiftenden Werte, unsere erprobten gemeinschaftlichen Lebensweisen und unsere ökologisch schmalfüßigen Verfahren und Techniken für eine die Lebensgrundlagen aller Wesen erhaltende, vielfältige Kultur als »Roadmap« vorschlagen dürfen, an der sich eine zutiefst verstörte Post-Kollaps-Menschheit neu orientieren könnte.


Der richtige Zeitpunkt zur (R)Evolution

Das ist nicht naiv. Diese visionäre Kraft ist Antrieb und Brennstoff aller »Revo­lu­tio­nen«, von denen wir in jüngerer Zeit eine Reihe erfreulich unblutiger erlebt ­haben. Orange Revolution, Rosenrevolution, Tulpen­revolution – sie alle waren möglich, weil es zuvor ein Ereignis gegeben hat, das gegen alle Erwartungen die für unauflösbar gehaltene Doktrin der »Blöcke« pulveri­sier­te: den Fall der Mauer. Die Her­ausforderung, vor der wir stehen, ist um Potenzen komplexer. So sehr wie noch nie in der Menschheitsgeschichte geht es darum, den Kairos, die sich anbahnende richtige Zeitqualität zu erfassen und perfekt vorbereitet zu sein, wenn die Phase kommt, in der das System mit geringster Kraft am leichtesten in die neue Richtung bewegt werden kann. Diese (R)Evolution wäre der Quan­tensprung, nach dem sich viele sehnen.

Ein solcher Sprung lässt sich nicht durch Umbesetzen von Posten nach einer wie auch immer gearteten »Machtübernahme« erreichen. Für solch eine kraftvolle Vision braucht es ein grundsätzliches Vertrauen in den Gesamtorganismus Menschheit. Das habe ich. Die Natur kennt unendlich lernfähige komplexe Systeme – und die Menschheit ist äußerst komplex. Systeme mit hoher Diversität sind höchst anpassungsfähig – und die Menschheit ist wahrlich bunt. Nicanor Perlas hat den kulturkreativen Metaphernschatz mit dem Bild von der Metamorphose des Schmetterlings bereichert: Schon im Ei sind die Imagozellen angelegt, die später das erwachsene Tier ausprägen. Während in der Puppe der alte Organismus sich selbst verdaut, vernetzen sich die Imagozellen zur Struktur, entlang der sich die aus dem Proteinsaft neu bildenden Zellen organisieren. Sie »wissen« oder »visualisieren« von Anfang an unbeirrt das Wesen, dem sie zur Geburt verhelfen – selbst über die Katastrophe der scheinbar totalen Auflösung hinweg.

Das Bild gefällt mir. Schneller, als uns lieb sein kann, werden wir herausfinden, ob wir zu den Imagozellen der Post-Kollaps-Gesellschaft gehören, die den Bauplan für den erwachsenen Schmetterling bewahren: eine zur vollen Blüte entwickelte Menschheit, die ihre Fressphase in der Larve des Homo industrialis endgültig hinter sich ­gebracht hat.
inaktiver User 1038 schrieb am 24.01.2011 um 00:26
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Ich habe kein grundsätzliches Vertrauen in den Organismus Menschheit.
Der Plan der Imagozellen muss erarbeitet werden, er liegt nirgendwo parat,
das Native-Wissen ist teilweise verloren. Das muss jetzt geschehen.
Am besten mehrere Exemplare der Bücher z.B. von John Seymour bestellen,
und beginnen, diese Informationen in lebendiges Wissen transformieren,
durch anwenden. In München z.B. auch für Menschen ohne Landbesitz (z.B. ich):
http://www.muenchen.de/Rathaus/kom/05landwirt/120655/krautgarten.html
https://portal.d-nb.de/opac.htm?query=Woe%3D120571153&method=simpleSearch

Ich hoffe auf einen "sanften" Übergang: Liter Benzin 20 Euro statt 2,
Kubikmeter Wasser 20 Euro statt 2, Packung Fastfood-Essen 20 Euro statt 2,
kWh Strom 2 Euro statt 20ct, ... alles natürlichen bei heutigen Gehältern:
eine zügige Erhöhung der Preise (und natürlich von Hartz4/etc) würde viele
Prioritäten deutlich von Geldoptimierung zu Ressourcenoptimierung verlagern
und schmerzliche Änderungen hervorrufen, inklusive individueller Härten,
aber besser als Diktaturen, Ressourcen-Kriege, Hungersnöte, Massentote, ...
Ob ich dann wirklich zu den Imagos gehören will, weiß ich noch nicht,
das kommt auf die Umstände an.

Wir haben keine Chance. Nutzen wir sie.
inaktiver User 45469 schrieb am 24.01.2011 um 12:13
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Hast Du gut geschrieben, Jonas!
topist schrieb am 16.07.2011 um 20:05
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"Statt unsere Kräfte im Versuch zu vergeuden, den Kollaps aufhalten zu
wollen, sollten wir uns mit aller Kraft auf die Welt vorbereiten, in der
wir dann leben werden."


Das scheint mir ein recht fahrlässiger Gebrauch des Begriffs (und erst recht der realen Möglichkeit) des Kollaps zu sein.
topist schrieb am 16.07.2011 um 20:08
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""Erst wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, wird über einen Brunnendeckel nachgedacht. Der Mensch lernt aus Fehlern."

Sollte die letzte Behautung stimmen, ist die erste vermutlich falsch.
topist schrieb am 16.07.2011 um 20:54
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"Für solch eine kraftvolle Vision braucht es ein grundsätzliches
Vertrauen in den Gesamtorganismus Menschheit. Das habe ich. Die Natur
kennt unendlich lernfähige komplexe Systeme – und die Menschheit ist
äußerst komplex."


Das Problem ist nur, dass die Menschheit insofern sie einen Gesamtorganismus bildet, noch weilgehend kapitalistisch strukturiert ist und wir einander (und in unserern Wechselbeziehungen zur natürlichen Umwelt) mehr Naturgewalten sind als ein kulturelles Gebilde. Eine als solche handlungsfähige Menschheit müssten wir erst noch erarbeiten.

Das sehe ich genauso wie Jonas:
"Der Plan der Imagozellen muss erarbeitet werden, er liegt nirgendwo parat,
das Native-Wissen ist teilweise verloren. Das muss jetzt geschehen
."
SILKY schrieb am 17.07.2011 um 12:29
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"Der Mensch lernt aus Fehlern." wenn er sie als solche ueberhaupt erkennt und nicht verdraengt was in der vergangenheit schief gegangen oder verbrochen wurde. dazu gehoert wohl mut. die vergangenheit ruhen lassen scheint ja ein weitverbreitetes motto zu sein.
lukita schrieb am 08.12.2012 um 15:59
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Johannes Heimrath hat den Artikel zu einem Buch ausgebaut "Die Post-Kollaps-Gesellschaft": http://www.sein.de/gesellschaft/nachhaltigkeit/2012/die-post-kollaps-gesellschaft.html

Den Hinweis habe ich hier gefunden: https://utopia.de/0/magazin/was-wird-aus-dem-occupy-vermaechtnis-no-more-bullshit?all#comment-361541
Richard-Burgenlandler schrieb am 08.12.2012 um 17:12
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Heimrath schreibt da nicht etwas, was ein halbwegs informierter Mensch nicht schon wissen könnte. Das wahrscheinlichen 99 % kaum Notiz davon nehmen dürfte auch kein Geheimnis sein.
Die Bezeichnung "Halbinsulaner" scheint mir etwas pauschal gewählt zu sein, da ich nicht glaube, dass der Antrieb aller Halbinsulaner ohne jegliche Vision in Bezug auf ein Leben ohne das gängige System geschieht.
Wenn man Heimrath beim Wort nimmt ist es aus meiner Sicht für die letztendlich verbleibenden 1 % das Vernünftigste, das Buch "Trotzdem Ja zum Leben sagen" von Viktor Frankl zu lesen.
Darin beschreibt Frankl den psychischen und physischen Verfall seiner Mitgefangen im KZ-Alltag und wie es im trotz aller Regressionen gelingt einen Sinn in der hoffnungslosen Ausweglosigkeit seiner Gefangenschaft zu finden.
lukita schrieb am 08.12.2012 um 18:07
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Danke für den Buchtip! Dann werde ich es wohl doch noch einmal ausleihen... Ich hatte Frankls Buch schon mal ausgeliehen und es interessanterweise nicht geschafft, mit dem Lesen anzufangen. Trotz der vier Wochen, die mir da zur Verfügung standen.
Richard-Burgenlandler schrieb am 08.12.2012 um 18:28
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Ich denke in der Betrachtung von Heimrath steckt ein ziemlicher Kurzschluss.
Ich mag mit meiner Sicht auch falsch liegen, dennoch denke ich, das zB jemand, der den Begriff "Gemeinschaftliches globales Ressourcenmanagement" in einer ernsthaften, Weise, im Sinne von Nachhaltigkeit, sich klar darüber ist, dass es nicht darum geht, das der ganze Globus einen "Fußabdruck" von 4 oder mehr Erden im Sinne hat. vielmehr denke ich das es wohl klar sein dürfte, das ein nachhaltiges Ressourcenmanagement daraufhin hinauslaufen muss, dass der "Fußabdruck „um es mit einer Zahl zu benennen auf eine Erde pro Nase reduziert werden muss, wenn es nachhaltig sein soll.
Das Halbinsulaner Teil des Systems sind und sich der notwendigen Möglichkeiten einer Verbreitung bedienen ist da kein Widerspruch. Wie sonst sollten sonst die restlichen 99% erreicht werden.
Je mehr man meint als Halbinsulaner sich vom System zu entfernen umso größer wird das Bewussten Teil dieses Systems zu sein.
Eine Vision hat nur dann einen Wert wenn Teile dieser Vision im Bereich des Praktischen sichtbar werden, sonst bleibt es Phantasie.
Das die praktische Umsetzung der "PostwachstumsVision" sich erst in Halbinsulanern manifestiert ist der Beginn eines Denkprozesse, der so wie ich es sehe nicht beim eigenen Gemüseanbau stehenbleiben muss.

Zu glauben, dass eine geeignete Vision über das "Nachdem Kollaps" die Menschen ins Paradies führt halte ich für Phantasie.
Erst gestern durfte ich einer Lesung zum 100. Todestag von Jura Soyfer beiwohnen, der in der Zwischenkriegszeit Texte geschrieben hat, die heute aktueller sind denn jäh. Darin spricht er den kommenden Kollaps an, der sich in Form des Zweiten Welt Kriegs manifestiert hat.
Vielleicht ist die Vision der "Postwachstumsgesellschaft" auch nur mit den Worten von Einstein beschreibbar.
"Ich weiß nicht womit der dritte Weltkrieg geführt wird, der vierte wird mit Sicherheit mit Keulen ausgetragen"

lukita schrieb am 08.12.2012 um 18:38
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Was ist jetzt genau der Kurzschluss, den Du in der Betrachtung von Heimrath wahrnimmst?
Richard-Burgenlandler schrieb am 08.12.2012 um 19:06
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"Die »freiwillige Selbstbeschränkung« ist nur dann eine kraftvolle Methode, wenn sie mit dem klaren Wissen über die Realitäten und dem unbedingten Willen verbunden ist, gegen alle Wahrscheinlichkeiten an der Vision eines guten Lebens in einer veränderten Welt festzuhalten."

Genau dieser Satz spiegelt für mich den Kurzschluss.

Was ist es was "Halbinsulaner" betreiben. Es ist erlernen von Problemlösungskompetenz in möglichst vielen Lebensfragen, ob es die Ernährung, das soziale Miteinander oder was auch immer betrifft.
Alleine die Tatsache, dass sich Menschen in einen Prozess begeben, der nicht "von oben" gesteuert und strukturiert ist erhöht die Notwendigkeit der Problemlösungskompetenz.
Und letztendlich ist die Frage. Nicht im Sinne "Wie stellt man nach dem Kollaps die selbe Ordnung bestmöglich wieder her" sondern wie können wir mit den uns gegebenen Rahmenbedingungen sinnvoll umgehen.

Ich erlebe es bei vielen Menschen die aus dem System ausgekotzt wurden, dass sie sich auf die Suche machen nicht um möglichst billig davon zu kommen sondern um ihre Erfahrungen zu vertiefen und bestmöglich weiter zu geben.

Die Frage nach dem "Warum hat mich das System ausgekotzt" steht sehr oft im Mittelpunt und zwingt dadurch auch zu einer intensiven Beschäftigung mit den Umständen.

Es wäre doch einfacher nach Wegen zu suchen, um mit dem System kompatibel zu sein, ist es aber scheinbar für viele nicht, darum suchen sie nach neuen gangbaren Wegen abseits vom System.

"Ein Baum der fällt macht mehr krach als ein Wald der wächst" Wir sind geneigt eher das krachen der Bäume zu höhren, als den Wald beim wachsen zu beobachte und das ist mein Optimismus.

Aber vielleicht hat Heimrath ja recht, vielleicht sind es nicht einmal 1% die sich darüber Gedanken machen und bloß Bio kaufen weil es chic ist. :-(
Richard-Burgenlandler schrieb am 12.12.2012 um 14:14
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Hier ein Gespräch mit Johannes Heimrath
https://www.youtube.com/watch?v=wWtCNGAr-1s

Ab Min 19:42 geht es um das Buch

lukita schrieb am 12.12.2012 um 14:55
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Danke für den Link zu dem Gespräch!