Sonntag, 23. Januar 2011

Brauchen wir eine Brücke für „Otto-Normalverbraucher“?

Wenn wir einen Fluss, eine Straße oder ein ähnliches „Hindernis“ haben und von der einen Seite auf die andere wollen, sind wir uns sicherlich einig, dass uns eine Brücke weiter bringt. Wenn es kein entsprechendes Hindernis gibt, macht eine Brücke auch keinen Sinn. Dann ist ein Brückenbau eine Verschwendung von Zeit und Geld. Und wenn wir an einem Abhang zu einer tiefen und sehr breiten Schlucht stehen, ist es vielleicht erst gar nicht möglich, eine Brücke zu bauen…
Ich habe gerade wieder einen Blog-Beitrag von Manu gelesen: Sind Utopisten ernst zu nehmen. U.a. wird dort in den Kommentaren auch darüber gesprochen, ob Utopia eine Brücke für „Otto-Normalverbraucher“ sein kann.

Es lohnt sich sicherlich, mal zu schauen, wie unsere Situation aussieht. Gibt es zwei Seiten? Wenn ja: Sind diese zwei Seiten bereits irgendwie verbunden? Wenn ja: Wie könnte die Verbindung aussehen? Oder stehen wir an einem Abhang? Was ist dann ratsam?

Konkret auf Utopia und das Thema Nachhaltigkeit bezogen stellt sich die Angelegenheit für mich im Moment so dar: Ich gehe aktuell von zwei Seiten aus.

Die eine Seite: Hier in Deutschland ist der ökologische Fußabdruck aller Bürger aktuell viel größer als eine Erde. Wir bräuchten je nach Rechner bis zu 7 Erden, um einen vergleichbaren Lebensstil der gesamten Menschheit zu ermöglichen. Die Menschen sind auf Konsum getrimmt. Probleme werden ausgeblendet. Es werden überwiegend Produkte aus konventioneller Produktion konsumiert. Auf Kosten von Mensch, Tier und Umwelt.

Auf der anderen Seite steht ein vermeintlich nachhaltiger Lebensstil.




Ich sehe im Moment keine direkte Verbindung zwischen beiden Lebensstilen. Menschen mit SUV haben mit Öko-Fundis meist nicht viel am Hut. Da wäre eine Verbindung hilfreich. Durch das medienwirksame Auftreten von Utopia könnte eine solche Verbindung vielleicht gelingen. Vielleicht. Es darf aber sicherlich nicht in einer Art „Prosecco“-Nachhaltigkeit stecken bleiben. Weiter so wie bisher, nur alles in Grün, wird wohl nicht funktionieren.

Und wenn wir tatsächlich am Abhang stehen, können wir ja vielleicht den Gedanken von Johannes Heimrath in seinem oya-Artikel folgen: „Auf in die Post-Kollaps- Gesellschaft“.

Zitat: „Die Kraft der Vision wird zur Orientierung: Was brauche ich dann, was will ich retten, was ist vorbei? Wofür lohnt sich heute mein Einsatz? Wer sind meine Verbündeten? Was braucht eine nachhaltige Welt an Technik? Wie können wir sie schon heute lebensfördernd schaffen? Wie stellen wir sicher, dass sie »danach« lebensfördernd angewendet wird?“

Wo und mit wem wir diese Vision kreieren ist letztlich egal. Hauptsache, wir fangen damit an!

Grafik: http://www.footprintnetwork.org/en/index.php/GFN/page/trends/germany/

Kommentare (6) 

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    schrieb am 24.01.2011 um 11:49
    Vielen Dank für deinen Post.

    Als "Techniker", der selbst eher am Anfang als am Ende seiner nachhaltigen Entwicklung steht, bin ich seit Monaten auf der Suche nach einem Format, welches gut gemacht jeden Utopisten da abholen kann/soll, wo er sich gerade befindet und ihm Hilfestellung ohne Zeigefinger gibt, wie er sich in diversen Bereichern verbessern *könnte*.

    Ich finde hier die Idee der "kleinen Schritt" von Mario und Jonas zieeeemlich gut:
    https://utopia.de/0/gruppen/ich-bin-utopia-547/diskussion/mehr-utopia-vision-auf-utopia-de-192581
    Wenn man das knackig und leicht bedienbar umsetzen könnte, mit fundierten aber eben sehr kurzen Informationen und Aufzeigen von schnellen Handlungsvorschlägen, könnte es die von mir gesuchte Funktion ganz gut erfüllen.

    Kannst du dir sowas auch vorstellen?
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    schrieb am 24.01.2011 um 11:56
    lukita! Das hat Du ganz toll geschrieben!!

    Das gefällt mir.
    Die Kraft der Vision wird zu Orientierung...das ist großartig.
    Ja genau. Und wir müssen uns auch erlauben, uns jederzeit neu zu justieren. Weichen stellen, weiter gehen und auch mal stehen bleiben, aber weiter gehen unbedingt weitergehen. Nichts hinwerfen. Immer wieder neu scharf stellen.

    Schön wäre es auch, wenn wir dahin kämen, ein neues Bewusststein zu schaffen (gerade hier auf der Plattform), im Umgang miteinander. Mir gelingt dies ja selbst nicht immer (auch in Echt nicht). Aber die Vision hab ich. Ganz klar!
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    schrieb am 24.01.2011 um 18:38
    Brücken brauchen wir immer, es gibt immer zwei Seiten, die verbunden werden müssen, in einer Beziehung, in einer Familie, im Volk, auch mit Tieren.

    Wir müssen Brückenbauer werden, unser unterschiedliches Bewusstsein muss verbunden, vernetzt werden. Dazu bedarf es viel Geduld, Mitgefühl und Liebe
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    schrieb am 24.01.2011 um 19:29
    Ich habe da ein etwas anderes Bild vor Augen -ohne groß zu Reflektieren poppt es so hoch:

    Es sind eigentlich genug Brücken da.
    Die Aktivisten und bewußt lebenden, an Nachhaltigkeit interessierten Menschen verbringen mit gutem Willen manchmal viel zu viel Zeit damit, immer neue Brücken zu bauen.

    Was nützt eine Brücke, wenn keiner drüber gehen w i l l ?

    Also lieber das Bedrüfnis wecken, über die -längst vorhandenen- Brücken zu gehen.
    Zeigen, daß auf dieser Seite des Flusses die Sonne scheint und das Leben schön ist...
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    schrieb am 27.01.2011 um 12:15
    @Maria_L: bist Du denn schon auf der "anderen Seite" angekommen? Ich nicht! Meine ökologischer Fußabdruck ist im Moment noch größer als eine Erde...
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    schrieb am 13.02.2011 um 20:40
    Lukita,
    ich sehe Deine Frage jetzt erst.
    Ich bin ein Wandler zwischen den Welten und über 1000 Brücken sollst Du gehen...oder so ähnlich.
    In manchen Bereichen vermutlich schon...in anderen nicht und evt. auch nicht willig über die eine oder andere Brücke zu gehen.
    Aber wenn ich gehe, dann immer weil ich sehe, drübern läßt sich offensichtlich auch gut leben.

    Mein ökologischer Fußabdruck konkurriert vermutlich noch heftigst mit den Pfotenabdrücken meiner drei Katzen...
 

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