Montag, 8. Mai 2017

Mama, Papa, Ball

Die Evolution des Fußballs.

„Warum spielen wir Ball?“ fragt Filmemacher Jerome Thélia und führt die Zuschauer auf der Suche nach dem faszinierenden runden Gegenstand, der so seltsam hüpft und springt und fast überall auf der Welt zu finden ist. Mal ist er aus Plastik, wie in den brasilianischen Favelas, mal wie im Kongo aus Blättern zusammengebastelt, mal aus hartem Leder, wie beim Ba‘ Game im schottischen Kirkwall, wo das ganze Dorf um den Ball kämpft.

Dieser faszinierende Film sieht das Spiel mit der Kugel als „Grundlage der größten menschlichen evolutionären Durchbrüche: Sozialität, Intelligenz, Empathie und Moral“.

Bounce – How the ball taught the world to play
http://www.11-mm.de/index.php/de/festival/filme-a-z/item/880-bounce-how-the-ball-taught-the-world-to-play

Fußball ist weltweit bekannt und der Ball wird von Menschen nach den gleichen Regeln rund um den Erdball gekickt. Im Stadion trifft sich (fast) die ganze Gesellschaft. Ob arm oder reich, ob jung oder alt. Auch Frauen und Mädchen sind in den Stadien, wenn auch meistens in der Minderheit. Zwei Mannschaften treten gegeneinander an. Die Körpersprache ist männlich. Es gibt Gewinner und Verlierer. Mit dem Spiel werden starke Emotionen verbunden... Spannung, Freude, Trauer,... im Stadion fließen Bier, Tränen - und manchmal auch Blut. Fußballspiele werden als Anlass genutzt, um Aggressionen auszuleben. Fans kämpfen untereinander oder suchen sich einen Sündenbock.

"Schiri, wir wissen, wo dein Auto steht", ist nur einer der drohenden Sätze, die Fans am Fußballplatz skandieren. Welche Aggressionserfahrungen Schiedsrichter machen und was diese mit ihnen anrichten, kann erstmals wissenschaftlich belegt werden.
http://www.n-tv.de/wissen/Wie-Schiedsrichter-mit-Angriffen-umgehen-article16438201.html

Ein brasilianischer Klub hat Mütter von Hooligans als Ordner eingesetzt, um die gewaltbereiten Söhne zur Räson zu bringen. Mit Erfolg. Ein Modell für die Zukunft?
http://www.11freunde.de/artikel/klub-setzt-mamas-gegen-hooligans-ein

Nach Silvester 2016/2017 mit dem massiven Polizeiaufgebot am Kölner Hbf und angesichts der vielen aggressiven Tweets unter #koelnhbf fragte ich mich, wie wir ein friedliches Miteinander gewährleisten können. Da fiel mir der Artikel über den brasilianischen Klub von 11 Freunde wieder ein. Vielleicht lässt sich im Fußballstadion ein Zeichen setzen: Das erste Fußballspiel ohne oder zumindest mit deutlich reduzierter Polizeipräsenz, wenn, ja wenn deutlich mehr Frauen dabei sind...

Am 22. Januar spielte Mainz gegen Köln. Zur Feldstudie war ich zum ersten Mal in meinem Leben in einem Fußballstadion: Was passiert da eigentlich? Wie ist die Atmosphäre? Ich war überrascht, auf den Rängen bereits viele Frauen und Mädchen zu sehen. Im Mainzer Stadion hörte ich dann das Lied „You'll never walk alone“. Ich suchte im Internet danach und erfuhr so einiges über dessen spannende Geschichte.
https://de.wikipedia.org/wiki/You%E2%80%99ll_Never_Walk_Alone

Mit diesem Lied änderte sich die Idee grundlegend. Wie kraftvoll ist es, wenn die gegnerischen Fans sich auf ein gemeinsames Lied einstimmen können? So wie die Fans von Liverpool und Dortmund 2016.
https://www.youtube.com/watch?v=j72tBjGNlxI&list=PLN-ZVQ9Hc8I6Sxm2QM_7oR5d8MFuazOe1

Am 18. März war ich dann erneut in einem Stadion. Köln spielte gegen Berlin. Es wurde viel gesungen. Die Fans kennen ihre Lieder auf Kölsch und singen lautstark mit. Und nein, die Zeit ist noch nicht reif für „You'll never walk alone“ im Kölner Stadion. Es fehlt der Kontext.

Die Fans des 1. FC Köln in der Stunksitzung:
https://www.youtube.com/watch?v=ug_tMJdRf9U&list=PLN-ZVQ9Hc8I48uB-qDZ_5axHn3eSrzlEU

Im Fußball gibt es Feindschaften und Freundschaften zwischen den Fans.
https://www.tz.de/sport/fussball/freund-oder-feind-verhaeltnis-fussball-fans-4569169.html

Feindschaft: A Feeling Deeper than Hate - Borussia Dortmund v Schalke 04 | Derby Days
https://www.youtube.com/watch?v=alWpyjr9fT8

Freundschaft: „Im Stadion wird der Gästebereich nicht wie gewöhnlich abgesperrt, sondern das ganze Stadion ist offen, damit die Fans auch dort die Möglichkeit zur Begegnung haben. Egal, wie das Spiel auch ausgehen wird, nach dem Spiel wird gemeinsam gefeiert.“
http://www.bundesliga.de/de/liga/news/das-gegenteil-von-derby_0000227496.jsp

Nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus des BVB Dortmund am 11. April zeigten sich die Fans beider Lager solidarisch. Die Fans des AS Monaco zeigten ihren Support im Stadion. Dortmunder ließen Fans des AS Monaco bei sich übernachten und nutzten dafür Twitter: #bedsforawayfans.
https://www.youtube.com/watch?v=X97z19KgFwM

„You'll never walk alone“ ist übrigens das Finale des 1945 uraufgeführten Musicals Carousel. Eine schwangere Frau wird von den anderen ermutigt, über den Tod ihres Mannes hinwegzukommen. Es ist also ein Lied für alleinerziehende Mütter, das da in den Stadien voller Inbrunst mitgesungen wird...

When you walk through a storm
Hold your head up high
And don't be afraid of the dark

At the end of a storm
There's a golden sky
And the sweet silver song of a lark

Walk on through the wind
Walk on through the rain
Though your dreams be tossed and blown

Walk on, walk on
With hope in your heart
And you'll never walk alone

You'll never walk alone


Am 18. Mai 2017 kommt ein Dokumentarfilm über „You'll never walk alone“ ins Kino.
http://www.11-mm.de/index.php/de/festival/filme-a-z/item/869-you-ll-never-walk-alone

Am 27. Mai 2017 ist das DFB-Pokalfinale der Frauen in Köln. Hier trifft sich die Familie.
http://www.koeln.de/koeln/sport/sportevents/dfb-pokal-finale-der-frauen_551167.html

Frauenpower: „Hier sind wir!“
https://www.youtube.com/watch?v=DQ7uHT3L-Ok&list=PLN-ZVQ9Hc8I6Sxm2QM_7oR5d8MFuazOe1

Frauen sind immer wieder in den News des DFB:
http://www.dfb.de/news/

Manni Breuckmann sagte mir in einem Gespräch, dass beim Fußball die Zuschauer nicht sehen wollen, dass die bessere Mannschaft gewinnt. Sie wollen sehen, dass die Mannschaft gewinnt, mit der sie sich identifizieren.

Das sind genau die Grenzen in unserem Kopf, die das friedliche Miteinander bedrohen, weil wir andere Menschen gedanklich zu Gegnern machen. Wollen wir diese Grenzen im Kopf überwinden? Eignet sich das Fußballstadion als Spielwiese für ein bewusstes Miteinander mit Sozialität, Intelligenz und Empathie?

TV 2 | All That We Share
https://www.youtube.com/watch?v=jD8tjhVO1Tc

Bild: Bounce – How the ball taught the world to play 

Kommentare (8)  

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    schrieb am 09.05.2017 um 10:00
    Wow...das nenne ich mal über den eigenen Hutrand hinaus schauen (Den Besuch im Stadium).
    D a s habe ich mir noch nicht gegeben. ;-)
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    schrieb am 21.07.2017 um 08:42
    "...das nenne ich mal über den eigenen Hutrand hinaus schauen..."

    Jetzt gerade lade ich mir ein Computerspiel runter... Vikings: War of Clans...
    https://de.vikingswarofclans.com/

    You Never Know Who's Playing... :-)
    https://www.youtube.com/watch?v=YjgqBq4-EhY
     
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    schrieb am 11.05.2017 um 17:14
    "You'll Never Walk Alone" - Wie ein Lied zur Hymne wurde
    07.05.2017 | 6 Min. | UT | Verfügbar bis 08.05.2018 | Quelle: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

    Die Fußballhymne "You'll Never Walk Alone" stammt eigentlich aus dem Musical "Carousel". André Schäfer erzählt die Geschichte des Liedes - sie beginnt in Budapest. (nur in D)
    http://www.ardmediathek.de/tv/ttt-titel-thesen-temperamente/You-ll-Never-Walk-Alone-Wie-ein-Lied/Das-Erste/Video?bcastId=431902&documentId=42670888
     
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    schrieb am 15.05.2017 um 22:04
    Till Reiners zitiert in seinem Buch Dirk Jährling mit den Worten: "Ich habe eine Philosophie, die besagt: Ich wünschte mir eigentlich, dass uns Außerirdische angreifen. Denn dann heißt es nicht mehr oder , dann heißt es gegen , das würde die Menschheit vereinen. Dann gäbe es auch keinen Nationalstolz mehr."

    Zum Nachlesen:
    https://www.rowohlt.de/taschenbuch/till-reiners-von-einem-der-auszog-das-fuerchten-zu-lernen.html

    Hm. Wie wäre es stattdessen mit dem Bild, dass die Menschheit aus freien Stücken zusammen kommt und gemeinsam die Herausforderungen der aktuellen Zeit angeht? Gemeinsam können wir Wälder schützen und auch Wüsten begrünen. Für Frieden und nicht gegen Krieg.

    Dazu gehört für mich auch, dass wir konstruktiv miteinander reden und uns nicht im Wahlkampf-Bashing verlieren.

    Mit der Mentalität "wir gegen die anderen" kommen wir nur bis zu einem bestimmten Punkt und auf keinen Fall darüber hinaus. Wir bleiben absolut unter unserem Potential.

    Wir haben die Wahl:
    2 - 1 = 1 plus positives Gefühl für den Gewinner und negatives Gefühl für den Verlierer oder
    1 + 1 = 2 plus positives Gefühl für alle
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    schrieb am 16.05.2017 um 13:01
    Überzeugt mich auch nicht, weil die Rechnung ging doch noch nie auf.
    Es war schon immer so, daß einige der Unzufriedenen im Land sich mit den Fremden verbünden in der Hoffnung zu profitieren, falls die gewinnen.
    Die Menschen neigen dazu, das Neue zu bevorzugen, weil sie seine dunklen Seiten noch nicht kennen.
    Kämen Außerirdische, so ginge das Hauen und Stechen einfach in eine neue Dimension mit ein paar mehr Akteuren.
    Deswegen bin ich auch dafür den Fokus lieber da zu behalten, wo er hin gehört, also da, was Du Herausforderungen der neuen Zeit nennst...die ja so neu gar nicht sind, oder zumindest nur zum Teil.
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    schrieb am 16.05.2017 um 13:51
    "Deswegen bin ich auch dafür den Fokus lieber da zu behalten, wo er hin gehört, also da, was Du Herausforderungen der neuen Zeit nennst...die ja so neu gar nicht sind, oder zumindest nur zum Teil."

    Das Buch „die innere Stimme“ von Christian Felber lese ich gerade zum zweiten Mal. Er beschreibt darin, wie Spiritualität, Freiheit und Gemeinwohl zusammenhängen.
    http://www.christian-felber.at/buecher/innere-stimme.php

    Ich kann das Buch allen sehr ans Herz legen.

    Die Menschen haben mit dem Internet ein Medium geschaffen, das die Verbundenheit der Menschen direkt erfahrbar machen kann.

    Die Frage: Wie wollen wir leben? 
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    schrieb am 12.06.2017 um 14:26
    Bei dem DFB-Pokalfinale der Frauen am 27. Mai waren wir live dabei. :-)
    http://tv.dfb.de/video/vfl-wolfsburg-gewinnt-den-dfb-pokal-der-frauen-2017/17805/

    Mein drittes und bis auf Weiteres letztes Mal im Fußballstadion. 
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    schrieb am 21.08.2017 um 20:24
    Die Wiwaldi Show 20.08.2017 | 28:28 Min. | Verfügbar bis 27.08.2017 | WDR
    Matthias Opdenhövel und Björn Freitag messen sich im "Speisenraten".
    http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/die-wiwaldi-show/video-die-wiwaldi-show-122.html

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