Kai Strittmatter war nur ein paar Jahre weg. Aber als der SZ-Korrespondent
jetzt nach China zurückkehrte, war plötzlich alles anders.
Beobachtungen aus einem Reich, das seine Mitte nicht mehr findet.
"Mit Peking ist das so eine Sache. Ich
muss an den Spruch eines Freundes denken: Da bist du ein Jahr weg,
kommst wieder, und Peking ist verschwunden. Stattdessen steht da eine
neue Stadt, und die nennt sich wieder Peking. Ich war sieben Jahre weg.
Kurz vor dem Landeanflug: mongolisches Grasland, Sanddünen, sanft
gefaltet wie das goldene Betttuch eines Buddhas, dann die Berge, kurz
ist die Große Mauer zu sehen, Bollwerk gegen die Barbaren, die einfach
immer drüberstiegen, wenn es ihnen passte. Gleich kommt die Stadt.
»Temperature 32 degrees. Clear sky«, sagt der Pilot. Das darf man nicht
wörtlich nehmen, er will wohl sagen: Es regnet nicht. Die gelb-braune
Decke, durch die das Flugzeug stößt, kommt mir bekannt vor. Auch sonst
verleugnet sich Peking nicht völlig. Der Taxifahrer am Flughafen, der
mir mit einem stummen Nicken bedeutet, meine Koffer selbst in den
Kofferraum zu wuchten, und der dann zwei trockene Flüche ausstößt, als
er mein Ziel erfährt. Soll heißen: zu nah. Er ist umsonst zwei Stunden
Schlange gestanden. Sein Tag ist im Arsch."
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